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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

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Kesser, Hermann: Neue Schweizer Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0289

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Neue Schweizer Malerei.

gelöst hatte. Seine künstlerische Stellung
wurde durch dieses Zusammentreffen
glücklicher Wendepunkte gekräftigt. Der
dauernde Ruhmestitel seiner Kunst aber
scheint der zu werden, daß sie nicht nur
am Ende einer abgelebten Epoche neue
Ausdrucksformen bringt, sondern daß diese
Formen auch in anderen Künstlern weiter-
leben. Mit anderen Worten: HodlersWert
liegt nicht nur in seiner Eigenwirkung
und seinem persönlichen Schaffen, seine
Persönlichkeit kann so fruchtbar sein,
daß sie sich auch anderen mitzuteilen
und in ihnen weiterzuwirken vermag.
Auch Boecklin, der Romantiker, hat in
einer Reihe von Künstlern weitergewirkt
und die zwei Schweizer Namen Hans
Sandreuter und Albert Welti sind Beweis
genug, daß er Wirkungen erzeugte, aus
denen neue selbständige Formen geboren
wurden. Aber so segensreich schulbildend

wie Hodler war Boecklin nicht. Dieser
gab Anregungen, Ideen, jener gibt klar
vorgezeichnete Wege, auf denen sich
weiter gehen läßt.

Tatsachen müssen reden: Vor dem
Auftreten Hodlers hat einzig Segantini,
eine Erscheinung, die zu drei Vierteln in
die Schweiz gehört, die Alpenformen und
die ganze große Skala ihrer Stimmungen
mit dem Auge des Künstlers geschaut
und die heilige Feierlichkeit dieser Welt
in Kunst verwandelt.

Neben ihm erscheinen alle andern
klein, denn in Segantini war die uner-
schütterliche Bedingung einer alle Zeiten
überdauernden Künstlergröße erfüllt: Er
war Dichter, Denker und Maler. Hat
man Segantinis Namen genannt, so ver-
lohnt es sich nicht mehr von seinen
Vorgängern und Zeitgenossen in der
Hochgebirgs - Malerei zu sprechen, die

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