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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

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Widmer, Karl: Zur Mannheimer Jubiläums-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0315

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Zur Mannheimer Jubiläums-Ausstclhing.

professor max läuger—Karlsruhe. Vorhalle des Badhauses.

Die Formen atmen in ihrer großzügigen Ein-
fachheit, dem Vorherrschen der geraden Linie
klassizistischen Geist. Darin liegt das Haupt-
moment des Festlichen, das durch ein kost-
bares Material — Marmorinkrustation, Metall
mit Treibarbeit — entsprechend gesteigert
wird. Der Schmuck ist, dem wuchtigen,
monumentalen Charakter der Formen ent-
sprechend, stark konzentriert. Der Garten von
Peter Behrens zerfällt in zwei Hauptteile:
ein großes steinernes Gartenhaus und eine
Naturbühne. Aus dem Innern des einräumigen,
mit einem hohen rechteckigen Giebel abge-
schlossenen Gartenhauses führt eine Terrasse
in das Gartenparterre, das, mit Blumen Einer
Farbe bepflanzt, wie ein großer Teppich vor
die Terrasse gebreitet ist. Den Abschluß
bildet die Naturbühne. Hier, in der Ein-
richtung von Kulissen und Hintergrund, treten
die charakteristischen Formen des Peter
Behrens'schen Gartenstils auf: die Verbindung
grüner Thujawände mit den Zylindern und
Würfeln seiner weißen Grillage. Die Natur-
bühne ist der ausgereifteste und interessanteste
Teil seiner ganzen Gartenschöpfung. Wie sie

das Wesen seiner persönlichen Eigenart am
kräftigsten ausdrückt, so spricht aus ihr auch
der liebenswürdigste und abgeklärteste Geist
künstlerischer Kulturstimmung.

Der Garten von Schultze—Naumburg
ist im wesentlichen die Rekonstruktion eines
richtigen Biedermeiergartens mit einem Barock-
gartenhaus. Eigentlich neue Wege werden
hier nicht beschritten.

So stimmen die beiden Ausstellungen, die
Gartenbauausstellung und die Kunstausstellung,
so verschiedene Aufgaben sie im einzelnen
lösen, doch in der Grundrichtung ihres künst-
lerischen Geistes miteinander überein. Es ist
die Einheitlichkeit eines verwandten Kultur-
gedankens, den sie, jede in ihrer Art, verwirk-
lichen. Bei der Gartenbauausstellung heißt
dieser Gedanke : Einheit von Kunst und Natur;
bei der Kunstausstellung: Einheit von Kunst-
werk und Raum. Damit ist hier wie dort
eine der wichtigsten Aufgaben moderner Aus-
stellungen durchgeführt worden: die Darstellung
des Zusammenwirkens der Künste als Träger
einer universellen künstlerischen Kultur.

professor K. widmer—karlsruhe.

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