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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

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Vogt, Adolf: Buntpapiere und Tapeten-Fabrikation
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https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0340

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Adolf Vogt:

professor josef
hoffmann -wien.
ausstellungs-
raum der :;

GUSTAV KUMT.
PLASTIK VON
GEORG MINNE.

BUNTPAPIERE UND TAPETEN-FABRIKATION.

Schöpferische Ideen treten in der Technik wie
in der Kunst dann besonders häufig auf,
wenn ein begabter Kopf von einem Fach zu
einem andern übertritt und durch Anwendung der
Erfahrungen, die er in dem ersten gemacht hat,
zu ganz neuen Ergebnissen gelangt. Dieses in
der Geschichte der Erfindungen oft wieder-
kehrende Faktum ist wert, in unserer so wissen-
schaftlich veranlagten Zeit einmal methodisch
ausgenützt zu werden, als eine wichtige Disziplin
in der „Schule des Erfindens", wie sie einer
unserer größten Gelehrten, Ostwald in Leipzig,
gefordert hat. Er selbst verdankt ja ein Gutteil
seiner Erfolge der eigenartigen Verquickung von
Physik und Chemie, aus der nun schon eine neue
Wissenschaft, die physikalische Chemie, ent-
standen ist.

Auch Kunst und Kunstgewerbe könnten eine
Fülle fruchtbarster Anregungen durch solche ver-
gleichende Tätigkeit gewinnen, haben es auch
schon hundertfach, obwohl immer nur zufällig,
getan. Der folgende Bericht kann als Beispiel
einer derartigen Anregung, diesmal hauptsächlich
für die Tapeten-Industrie, genommen werden.

Im Lichthof des Kunstgewerbe - Museums zu
Berlin ist gegenwärtig eine Ausstellung alter und
neuer Buntpapiere zu sehen, die für Tapeten-
Fachleute viel Interessantes bietet. Tapeten und
Buntpapiere sind ja bis zu einem gewissen Grade
Glieder einer Familie, mehrere Gattungen von
ihnen wurden und werden nach den gleichen
Verfahren, von den gleichen Maschinen, erzeugt,
sie stellen beide einseitige Dekorationen von
Papier dar, und ältere Buntpapiere, die haupt-
sächlich zum Bekleben großer Akten- und Bücher-
deckel verwendet wurden, weisen sogar eine
dekorative Verwandtschaft mit den Tapeten auf.
Die Mode, Buchdeckel mit Buntpapieren zu
schmücken, wurde in lerjter Zeit von einigen Ver-
legern wieder aufgegriffen, so namentlich von
Albert Langen in München, und zwar wurden
damit sehr hübsche Wirkungen erzielt. Es
handelt sich dabei um Walzendruckpapiere in
krältigen, frischen Farben. Dagegen geht die
Verwendung von Kammzugpapieren für den
gleichen Zweck zurück. Neuerdings kann man
bei den Tapeten eine Annäherung an die Deko-
ration der Buntpapiere bemerken, indem die
 
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