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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 20.1907

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Vogt, Adolf: Buntpapiere und Tapeten-Fabrikation
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https://doi.org/10.11588/diglit.9555#0351

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Buntpapiere und Tapeten-Fabrikation.

eines Schwammes kann man Wolkenmuster er-
zeugen, mittels einer Hasenpfote feine Maserungen,
auch kann man durch Holzstempel bestimmte
Zeichnungen eindrücken. Man hat dieses Ver-
fahren auch schon auf die Maschine übertragen
und Maschinenkleisterpapiere hergestellt. Die
Kleisterfarbe wird durch die Streichmaschine auf-
getragen und mit gravierten Walzen gemustert.
Die bisherigen Erzeugnisse dieser Maschinen
sind allerdings noch recht unscheinbar und geben
gar keinen Begriff von den schier zahlreichen
Möglichkeiten, die hier noch der Verwirklichung
harren.

In den legten Jahren haben auch Künstler
dieses Verfahren zur Anwendung gebracht, von
denen wohl Frau Ulli Behrens, die Gattin des
Prof. Peter Behrens-Düsseldorf, die schönsten
Erfolge erzielt hat. Weiter zeigen interessante
Arbeiten Anker Kyster, Wilhelm Rauch, Paul
Kersten, die Handwerker- und Kunstgewerbe-
schule in Elberfeld, die Kunstklasse der Berliner
Buchbinderfachschule. Wie ausdrucksfähig diese
Fachschule ist, erhellt besonders, wenn man die
zarten, modernempfundenen Muster der Frau Lilli
Behrens mit den kraftvoll, derben Arbeiten des
18. Jahrhunderts vergleicht. Für Handtapeten-
Erzeugung erscheint das Verfahren wie geschaffen.

Zu den direkten Vorfahren unserer Maschinen-

tapete gehören die alten Modeldruckpapiere.
Sie wurden mit Holzmodeln im Flachdruck er-
zeugt, unterscheiden sich also von den früher
genannten Prägepapieren durch den Mangel des
Reliefs. Sie wurden im Anfang von Kattun-
druckereien hergestellt, mit den Modeln für Kattun-
druck. Noch heute erfreuen uns die kraftvollen
Muster, die frischen Farben, der dekorative In-
stinkt. Die besten Modeldruckpapiere wurden
damals, wie P. Jessen berichtet, in Augsburg,
Wien, Venedig hergestellt. Von alten Stöcken
einer Venezianer Druckerei hat der Maler Franz
Naager neue Abdrücke machen lassen, nach
denen die Münchner Tapeten- und Buntpapier-
fabrik Fr. Fischer dann Vorsarjpapiere in den
Handel brachte.

Der Modeldruck wurde bekanntlich abgelöst
von der Walzendruckmaschine. Von deren älteren
Produkten sind nur wenige hier zu sehen. Da-
gegen sind künstlerische Vorsatypapiere der
neuesten Zeit sehr gut vertreten. Darunter ragen
die Erzeugnisse von Emil Hochdanz — Stuttgart,
C. Busch du Fallois Söhne —Krefeld besonders
hervor, ferner Steinzeichnungen von Mitgliedern
des Karlsruher Künstlerbundes, aus der Schule
von W. v. Debschitj - München usw. Schablonierte
Buntpapiere sieht man von der buchgewerblichen
Fachklasse der Handwerker- und Kunstgewerbe-

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