Felix Poppenberg:
PROFESSOR EMI]
Gemälde: »Das gelbe Haus« (Oslawan).
saftig ab. Eine entschiedene Neigung spricht
sich hier aus, den Wirklichkeits-Ausschnitt un-
naturalistisch zu geben, umgewertet durch ein
im Ornamentalen lebendes Temperament, und
energisch umgesetzt in die ausdrucksstarke
Handschrift des Materials und der Technik,
die der Künstler sich wählte.
Auf Holzschnitten von Wald und Baum fühlt
und schmeckt man in den kerbigen Strichen,
die das Bild aus der gemaserten Platte heraus-
holen, lebhaft und sinnlich fast Existenz-Struk-
tur, Jahresringe des Holzes.
Orlik hat wie die ostasiatischen Vettern
einen regen Sinn für die geistreiche Pikanterie
der zeichnerischen Handschrift. So ist bei-
spielsweise eine Radierung, „Das Gewitter
kommt", sehr espritvoll angelegt in seinerTech-
nik aus daherprasselnden Strichen; hingefegt
ist sie, und erfüllt vom Unruh-Rhythmus der
Menschenbewegung bei daherfahrenden Wind-
stößen und stiebenden Regenschauern.
Es lag nahe, daß sich Orliks dekorative
Neigung auch in der angewandten Kunst be-
tätigte. Geschmackssichere Bucheinkleidungen
verdankt man seiner graziösen Hand und ihr
erlesenes Beispiel ist die deutsche Ausgabe
der Schriften Lafcadio Hearns bei Rütten &
Loening. Sie ruht in Pergamenthüllen, geprägt
mit gold-schwarzen Schmuckleisten, und ihre
Füllungen und die Zierstücke in der typo-
graphischen Innen - Architektur des Buches
haben die kapriziöse Phantasiefülle japanischer
Schnitzerei mit Wolkenbändern, Filigrange-
büsch, Streuregen flimmernder Blüten, Vogel-
gefieder und Wellenringen, verschlungenen
Arabeskencharakteren.
Eine große Serie von Exlibris trägt Orliks
Namen und sie sind, was ihre Haupttugend
ist, nicht vom Bildlichen aus entworfen, son-
dern vom Wesen des sinn- und bedeutungs-
vollen Namensschildes aus erdacht. So das
Bücherzeichen für den Japansammler Jacoby,
IOO
PROFESSOR EMI]
Gemälde: »Das gelbe Haus« (Oslawan).
saftig ab. Eine entschiedene Neigung spricht
sich hier aus, den Wirklichkeits-Ausschnitt un-
naturalistisch zu geben, umgewertet durch ein
im Ornamentalen lebendes Temperament, und
energisch umgesetzt in die ausdrucksstarke
Handschrift des Materials und der Technik,
die der Künstler sich wählte.
Auf Holzschnitten von Wald und Baum fühlt
und schmeckt man in den kerbigen Strichen,
die das Bild aus der gemaserten Platte heraus-
holen, lebhaft und sinnlich fast Existenz-Struk-
tur, Jahresringe des Holzes.
Orlik hat wie die ostasiatischen Vettern
einen regen Sinn für die geistreiche Pikanterie
der zeichnerischen Handschrift. So ist bei-
spielsweise eine Radierung, „Das Gewitter
kommt", sehr espritvoll angelegt in seinerTech-
nik aus daherprasselnden Strichen; hingefegt
ist sie, und erfüllt vom Unruh-Rhythmus der
Menschenbewegung bei daherfahrenden Wind-
stößen und stiebenden Regenschauern.
Es lag nahe, daß sich Orliks dekorative
Neigung auch in der angewandten Kunst be-
tätigte. Geschmackssichere Bucheinkleidungen
verdankt man seiner graziösen Hand und ihr
erlesenes Beispiel ist die deutsche Ausgabe
der Schriften Lafcadio Hearns bei Rütten &
Loening. Sie ruht in Pergamenthüllen, geprägt
mit gold-schwarzen Schmuckleisten, und ihre
Füllungen und die Zierstücke in der typo-
graphischen Innen - Architektur des Buches
haben die kapriziöse Phantasiefülle japanischer
Schnitzerei mit Wolkenbändern, Filigrange-
büsch, Streuregen flimmernder Blüten, Vogel-
gefieder und Wellenringen, verschlungenen
Arabeskencharakteren.
Eine große Serie von Exlibris trägt Orliks
Namen und sie sind, was ihre Haupttugend
ist, nicht vom Bildlichen aus entworfen, son-
dern vom Wesen des sinn- und bedeutungs-
vollen Namensschildes aus erdacht. So das
Bücherzeichen für den Japansammler Jacoby,
IOO