Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

DOI Artikel:
Kleine Kunst-Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0093

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kleine Kunst-Nachrichien.

Koppe. Aus Wien haben sich eingefunden:
Rudolf Jettmar, Rieh. Te sehne r, Eduard
Ameseder, Ferdinand Michl undAugust
Roth; aus Dresden Emanuel Hegenbarth
und Rieh. Müller, aus München K. Korzen-
dörfer, Wenzel Wirkner, Robert Knoebl
und die Holzschneider Walter Klemm und
Karl Thiemann. In den Reihen unserer künst-
lerischen Jungmannschaft fallen besonders auf
Georg Kars, Ernst Paul und Willi Nowak,
von unseren Künstlerinnen Lili Goedl-Brand-
huber, Emanuele Schedivy und Maria
Waltl. Auf dem Gebiete der Plastik treffen
wir noch auf erfreuliche Arbeiten von Wilfert,
R i e b e r und 0 p i ß. e. dtitz.

Hft
AMBURG. Die Ausstellung „Raumkunst" im
Museum für Kunst und Gewerbe wurde am
15. Februar geschlossen. Sie hat der Leistungs-
fähigkeit der Hamburger Möbel- und Ausstattungs-
firmen nach der Seite der technischen Ausführung
wie der Anpassung an die modernen Geschmacks-
probleme ein bestes Zeugnis ausgestellt. Die
Ausstellung wird abgelöst durch eine Vorführung
moderner englischer Buchkunst und Arbeiten der
Schriftgießerei Klingspor. Die staatliche Kunst-
gewerbeschule veranstaltet ihre Ausstellung in
der Zeit vom 17. bis 28. März im Barackengebäude
in der Spaldingstraße, das die Anstalt Mitte
Februar bezogen hat. Es stellen aus die Vor-
klassen, die Werkstätten und die Fachklasse für
Raumkunst, Plastik und Monumentalmalerei. - In
der Versammlung der Bürgerschaft wurden die
Vorschläge des Stadtbaudirektors Professor Schu-
macher über die Ausgestaltung der Mönckeberg-
straße angenommen. - Auch die Pläne Schumachers
für den Hamburger Stadtpark sind genehmigt.
Ä

MÜNCHEN. Die Reisezeit naht. Die Tage
und die Fremdenverkehrslisten in den Zei-
tungen werden länger und länger, und nicht ohne
Zusammenhang damit ergießt sich durch die
Kunstsalons ein rascherer und reicherer Strom
von Kunst. Vor ein paar Jahren waren wir froh,
wenn die Kunstsalons alle Monate eine Kollektiv-
ausstellung brachten, jerjt bringen sie alle vier-
zehn Tage deren drei oder vier. Die jungen Mün-
chener Maler, die etwas können, brauchen sich
keine Sorgen mehr darüber zu machen, wie sie
an die Öffentlichkeit gelangen sollen. Der Talent-
losigkeit läuft man natürlich nicht nach. Was
aber nur einen Schatten von Hoffnung bietet, dem
stehen Wände genug zur Verfügung.

Wie dankbar man für gute neue Erscheinungen
ist, das bewies der schlagende Erfolg unseres
„Münchener Menzel", Max Mayrshof ers. Sech-

zehn Jahre lang, so kann man sagen, gelang es
dem an einen eigenartigen, spröden und selbst-
genügsamen Menschen gebundenen Talente, unbe-
kannt zu bleiben. Schließlich mußte er. Man
entriß ihm unter der Hand kleine Sonderausstel-
lungen, man nötigte ihn mit freundschaftlicher
Gewalt zu verzettelten, kleinen Publikationen. Erst
das tatkräftige Eintreten der „Modernen Galerie"
prägte seinen Namen dem Gedächtnis aller Inter-
essierten ein. Ein Plaß unter Deutschlands her-
vorragendsten Zeichnern ist ihm jerjt schon sicher.

Im lerjten Monat war die „Moderne Galerie" be-
sonders regsam. Sie brachte eine glänzende Kol-
lektion Ulrich Hübners, des kraftvollen, zu
heiterster Farbigkeit gediehenen Berliner Impres-
sionisten, der den ehrenvollenVergleich mitSlevogt
nicht zu scheuen braucht. Wir sahen ferner kleine
Sammelausstellungen von Rudolf Sieck, dem
anmutigen Lyriker, von Richard Pießsch, der,
man muß es sagen, in der Frühjahrssezession
wesentlich besser vertreten ist, und von Hanns
Pellar, einem Stuckschüler, dessen geschmack-
volle Gaben - märchenhafte und galante Illustra-
tionen — dem Publikum sehr gefallen.

Eine Freude war die neue Kollektion Friß
Oßwalds, des erfolgreichsten unter den jungen
Münchnern. Seine eminente, außergewöhnliche
Produktivität ließ für sein Talent fürchten: Mün-
chen liebt es ja, seine Proteges in aller Liebe
und Freundschaft auszusaugen und durch kritik-
lose Anerkennung zu töten. Bei Oßwald ist solche
Furcht vor der Hand noch nicht angebracht. Seine
neuen Landschaften erzählen nur von Frische,
Wachstum und Gedeihen. Mehr Klang und Poesie
ist in den Farben, mehr Geschmack und mehr
heitere Sicherheit im Vortrag. Es ist ein Ver-
gnügen, dem Blühen dieser jungen Kraft zuzusehen.

Bemerkenswerte Wendungen und Wandlungen
läßt Julius Exters Kollektion bei Thannhauser
erkennen. Jahrzehntelange maltechnische Forsch-
ungen haben dem Künstler ein Material geliefert,
das eine eminente Leuchtkraft besißt und sich
durch einen sympathischen emailartigen Charakter
auszeichnet. Er ringt um eine neue, zweckent-
sprechende Auffassung der Bildnismalerei und
orientiert sich dabei überraschender Weise an
der älteren Kunst. Das dokumentiert sich rein
äußerlich in der durchaus galeriebraun ange-
hauchten Tonalität seiner Bildnisse, aber auch in
einer mehr innerlichen Tatsache, in der vornehmen
porträtistischen Haltung, in der eminenten Be-
tonung des Gesichtes.

Bei „Brakl" hat der Architekt Berlepsch-
Valendäs ein interessantes, von der Tages-
presse allerorts kommentiertes Gartenstadt-
Projekt und bei „Zimmermann" der als Kunst-

79
 
Annotationen