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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

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Bender, Ewald: Radierungen von Wenzel Hablik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0181

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Radierungen von Wenzel Hablik.

L HABLIK. Der rollende Tod, braust das Meer gegen den Fels Blatt 12 der Folge,

und zerstiebt in Milliarden Perlen gegen den blauen Dom
und sinkt nieder in die Kelche der zartesten Blüten — —

Menschen gegenüber. Er empfindet sich in so
hohem Maße als Künstler, als „Schaffender",
daß er es verschmähen muß, die Formen der
Natur als von ihr, der hohen Meisterin, Ge-
bildetes noch einmal zu wiederholen. Er stellt
sich der Natur als Schaffender gleich und
empfindet es fast als Erniedrigung, daß er sich
doch schließlich einiger Objekte ihrer Hand
sozusagen als grammatikalischer Elemente be-
dienen muß, um „sich" restlos aussprechen zu
können. In dieser Gesinnung aber liegen die
Wurzeln von Habliks Kraft und die Fußangeln
und Fallgruben seines künstlerischen Strebens.
Greifen wir eines der formal am besten ge-

lösten Bilder heraus, etwa Blatt 1 der Folge.
Aus Dämpfen und Nebeln hebt sich der Körper
empor, die „Form", gewissermaßen der Logos
des bildenden Künstlers. Und um den Kristall,
— der sich eben aus Krämpfen des Gebärens
in jene strahlende Gestalt gerettet hat, die
in der Sicherheit ihrer Grenzen gegen das
Nichts wirklich zum Symbol alles Geschaffe-
nen werden kann, — jagen sich als leicht-
beschwingte Vögel die „Gedanken" dessen,
der das Bild als Erlebnis vor der Natur zum
ersten Male schaute. Und mit welcher Zärtlich-
keit zog die spitzige Radiernadel diese feinsten
Linien, hier die Form nur im Kontur andeutend,

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