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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

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Kleine Kunst-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0222

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Kleine Kunst-Nachrichten.

DRESDEN. Dag Dresden vielleicht diejenige
Stadt in Deutschland ist, in der die in
früheren Jahrhunderten zu so glänzender Höhe
gelangte dekorative Monumentalmalerei zur Zeit
ihre liebevollste und gesundeste Pflege findet,
das beweist jerjt wieder die kürzlich der Öffent-
lichkeit übergebene große Decke der Aula des
vom hiesigen Stadtbaurat Erlwein erbauten König-
Georg-üymnasiums, die, in ihrem plasti-
schen Teil von Prof. Grog, in ihrem malerischen
von Prof. Gugmann geschaffen, wohl die präch-
tigste und kunstvollste Decke darstellt, die je für
eine Schule in Deutschland hergestellt worden
ist. In der Tat ist ihr Gesamteindruck zunächst
der des Reichtums, wie ihn etwa monumentale
Barockdecken des 17. Jahrhunderts hervorzurufen
pflegen. Bald aber entdeckt man, wie harmonisch
sich hier Plastik und Malerei die Hand gereicht
haben, wie gut die an sich so kühlen Farbtöne
zusammenstimmen, wie unaufdringlich sich dem
Ganzen die drei grogen Hauptbilder einfügen.
Diese aber sind echt Gugmannsche Schöpfungen,
echt dekorativ empfunden, wirklich grog ge-
zeichnet und farbig so harmonisch, wie man dies
bei allen seinen Werken zu sehen gewohnt ist.
Auch ihr Inhalt ist originell: Blenderei, Streber-
tum und Wahrhaftigkeit, die drei Methoden, durch
die der Mensch im Leben fortzukommen sucht,
sind hier durch Einzelgestalten charakterisiert.
Sie bewirken, dag auch inhaltlich diese Decke
keine Trivialität darstellt. Hergestellt ist diese
Arbeit auf Kosten der der Stadt unterstellten
Günzstiftung, der Dresden schon so viel Künst-
lerisches oder sonst Gemeinnütziges verdankt, f.. /..
Ä

WETTBEWERB-ENTWÜRFE FÜR ABEND-
MAHLS- UND TAUFGEFÄSSE. Der Ver-
ein für christliche Kunst in der evangelischen
Kirche Württembergs hat unlängst unter den
heimischen Künstlern einen Wettbewerb ausge-
schrieben, um brauchbare Entwürfe für Abend-
mahlskannen mit Kelch, Patene und Oblaten-
büchse, sowie Taufschalen mit Taufkanne und
Opferteller zu erlangen. Die Entwürfe sollten im
Sinne unserer Zeit gehalten und ohne Schwierig-
keit in Silber oder Zinn ausführbar sein. Die
Preise waren 500, 300 und 200 Mark. Einge-
gangen sind 106 Entwürfe, die im April im
Landesgewerbemuseum zu Stuttgart ausgestellt
waren. Das Resultat war durchaus befriedigend.
Mit Genugtuung konnte festgestellt werden,
dag bei vielen der Wettbewerbs - Teilnehmer
die im Lande bestehenden kunstgewerblichen
Lehranstalten die gute feste Grundlage zur
künstlerischen Betätigung vermittelt hatten. Den
Preisrichtern gereicht es zur Ehre, dag sie einem

Entwürfe den ersten Preis zuerkannten, wie ihn
der von Wilhelm Bühler und Max Körner-Stutt-
gart mit seinen zweckmägigen Formen und ein-
fachem, sinngemägem Schmucke darstellt. Die
beiden mit dem zweiten Preise ausgezeichneten
Entwürfe von Karl Zeller—Heilbronn a. N. sind für
maschinelle Herstellung besonders geeignet und
dürften mit ihrer Querriefelung und Buckelung auch
in Zinn eine lebendige Wirkung hervorbringen.
Zwei Entwürfe des dritten Preises gefallen wegen
ihrer schlanken, etwas bewegten und oberhalb
des Fuges eingezogenen Formen. Zierliche Friese
aus leichten Buckelungen und Spiralmotiven
schmücken sie an den öfinungen und Rändern.
Der andere mit einem dritten Preise gekrönte
Entwurf von A. Rieker —Eislingen-Nürnberg mit
seinen geschweiften Umriglinien für die hohen
Gefäge weist direkt auf die Ausführung in Zinn
hin. Der Gedanke, auch in Zinn kirchliche Ge-
fäge auszuführen, wird bei den Kirchengemeinde-
räten sicherlich Würdigung finden. k. sch.

Ä

DÜSSELDORF. Hier findet im Kunstgewerbe-
Museum in der Zeit vom 1. Mai bis 10. Juli
eine Ausstellung von Schülerarbeiten — Studien,
Entwürfe und ausgeführte Arbeiten — der Schul-
werkstätten der Kunstgewerbeschulen der Pro-
vinzen Rheinland, Westfalen und Hessen-Nassau
statt. Daran beteiligt sind die Kunstgewerbe-
schulen von Aachen, Barmen, Cöln, Crefeld,
Düsseldorf, Elberfeld, Solingen, Trier, Bielefeld,
Dortmund, Iserlohn, Frankfurt a. M., Höhr, Hanau
und Cassel. Der Handelsminister gedenkt die
Ausstellung persönlich zu eröffnen. Die Veran-
staltung der Ausstellung, deren Kommissar Ge-
heimer Regierungs- und Gewerbeschul-Rat Pro-
fessor Richter ist, erstrebt, das Verständnis für
die Wirksamkeit der kunstgewerblichen Lehr-
anstalten in immer weiteren Kreisen zu wecken.
Die Ausstellung dürfte bei dem heutigen Kampf
um die Schule zu einer sehr lehrreichen Veran-
staltung werden. k. h. o.

dt

ELBERFELD. Der Elberfelder Kunstgewerbe-
Verein veranstaltet jetjt eine Wander-Aus-
stellung von Arbeiten des Württembergischen
Kunstgewerbe-Vereins zu Stuttgart unter Ver-
mittelung des Verbandes deutscher Kunstgewerbe-
Vereine. - Die Dreihundertjahr-Feier der Stadt
Elberfeld scheint infolge von Stiftungen Anlag zu
werden, den hiesigen Künstlern einige Sonder-
Aufträge zu erteilen, so namentlich für Adreg-
Entwürfe. Aus gleichem Anlag wurden dem
Museum bereits mehrere Gemälde gestiftet. Die
festlichen Veranstaltungen werden in der Zeit
vom 27. Juli bis 2. August stattfinden.

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