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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

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Kleine Kunst-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0286

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Kleine Kunst-Nachrichten.

geben ebenso naturgemäß ihrem Schaffen einen
größeren, dafür aber auch allgemeineren und
nicht immer so reizvollen Rahmen. Man trifft
bei ihnen auch dieselben Probleme und Entwick-
lungen wie sonstwo in Deutschland, wenn auch
der Berliner Impressionismus gegen den süd-
deutschen Einfluß zurücktritt. otto flake.
£

REGENSBURO. In der Zeit vom 18.-21. Mai
. fand in dem schönen alten Regensburg die
XXI. Wanderversammlung des Deutschen Gewerbe-
schul-Verbandes statt. Wenn auch dieTeilnahme an
den vorangegangenen Tagungen eine stärkere war
— die große Entfernung hatte wohl manchen Schul-
mann zurückgehalten — so war das Interesse an
den Verhandlungen, Vorträgen und Ausflügen
doch ein sichtbar starkes. In den gemeinsamen
Hauptsirjungen fanden die rein geschäftlichen
Angelegenheiten des Verbandes Erledigung; von
besonderer Wichtigkeit war die einstimmige An-
nahme der vom weiteren Vorstande vorgeschla-
genen Sarjungsänderung, darunter die Erwerbung
der Rechte einer juristischen Person. In den
Gruppensitjungen der Vertreter der verschiedenen
Schulgatlungen, so der Baugewerkschulmänner,
der Maschinenbauschulmänner, der Kunstgewerbe-
schulmänner, der Allgemeinen Gruppe (Fortbil-
dungs- und Gewerbeschulen) sowie der Gruppe
für Mädchengewerbeschulen wurden spezielle An-
gelegenheiten dieser Gruppen behandelt und die
eigentlichen Fachvorträge gehalten. Den Vortrag
in der Hauptversammlung hielt Studienrat und
Stadtschulrat Dr. Georg Kerschensteiner—Mün-
chen, der sich um die Einführung der erziehenden
Arbeit in den Schulen, die Hebung des Zeichen-
unterrichts und auch um den Werkunterricht in
den Fortbildungs- und Fachschulen Bayerns große
Verdienste erworben hat, über „den Stand und
die Entwicklung der Fach- und Fortbildungs-
schulen in Bayern". Redner bewies durch statt-
liche Zahlenreihen und schultechnische Einzel-
heiten, Verfügungen und Lehrpläne, daß Bayern
in diesen Schulbestrebungen gegen andere Staaten
nicht nur nicht zurücksteht, sondern für manchen
Staat vorbildlich geworden ist. — Die Fach-
gruppenvorträge behandelten ganz besondere, in-
timere Vorgänge und Fragen des Fachunterrichts
und der Lehrziele der einzelnen Schulgattungen,
die hier und da noch etwas aufeinanderprallen.
Recht wertvolle Darlegungen dieser Art bot Ge-
werbeschuldirektor Back — Frankfurt a. M. in seinem
Vortrage „Die freiwillige Gewerbeschule in ihrem
Verhältnis zur Pflichtfortbildungsschule einerseits
und zu den Kunstgewerbe- und Fachschulen an-
dererseits". Hier sind Grenzen oft schwer zu
ziehen, weil die einzelnen Gewerbe und Hand-

werke unter sich in viel zu enger Beziehung
stehen und z. B. rein kunsttechnische und ge-
schmackliche Gesichtspunkte hier wie dort zu be-
handeln sind. Hier kommt es in leßter Linie nur
auf eine Verständigung zwischen den Schulleitern
der verschiedenen Schulen an, um Übergriffe zu
vermeiden und, wie Landesgewerbeamtsrat Dr.
Kühne —Berlin hervorhob, und das sehr mit Recht,
die Vergeudung öffentlicher Mittel unmöglich zu
machen, wie das häufig durch Einrichtung paral-
leler Schulsysteme der Fall sei. Direktor Backs
Ausführungen waren aber im Kerne unanfechtbar;
namentlich ist es in großen Städten häufig der
Fall, daß die obligatorische Fortbildungsschule
durch Einrichtung gehobener Kurse in Wettbe-
werb mit den älteren Fachschulen tritt; das müßte
billigerweise untersagt werden. Einen ergänzen-
den Vortrag dazu hielt Dr. W. Kley, Direktor der
städtischen Gewerbe- und Handelsschule zu Har-
burg a. Elbe, über „Fortbildungs- und Fachschule
in ihren Grenzlinien sowie in der Staats- und
Gemeindepolitik". Die Ausführungen dieses Red-
ners wurzelten in der Betonung der Notwendig-
keit, daß schon in diesen Schulen wirtschaftliche
und politische Werte durch die Erziehung des Schü-
lers zum Staatsbürger gezeitigt werden müßten,
wenn Deutschlands Stellung auf dem Weltmarkt
zu den alten Eroberungen neue fügen wolle. Die
Erziehung zur wirtschaftlichen Energie und poli-
tischen Strategie in Produktions- und Umsaßfragen
seien unerläßliche Aufgaben auch dieser Schulen.

Von ganz besonderem Interesse war dann noch
der Vortrag des Malers Hugo Hillig— Hamburg, über
„Materialienkunde für Maler, ihre Methode und
ihr Ziel", ein wertvoller pädagogischer Beitrag
für den Unterricht an Kunstgewerbeschulen. Der
Chemiker der Königl. keramischen Fachschule zu
Höhr, Dr. Eduard Berdel, sprach über „Die Be-
deutung des naturwissenschaftlichen Unterrichts
für das Kunstgewerbe" mit großer Wärme und
eindringlicher Befürwortung. Auch bei diesem
Redner handelte es sich nicht um fachsimpelnde
Untersuchungen, sondern um die Vertiefung in
die Wunder der Schöpfung und um die sittliche
Hebung und Förderung der Kunstgewerbler aus
der Erkennung und Beachtung der Naturgeserje
heraus. Der großzügige Vortrag fand vollen
Widerhall. Viele schätjbare Anregungen brachte
auch der Berliner Kunstschriftsteller Robert Mielke
in seinem Vortrage „Handwerk und Industrie auf
dem Dorfe und die Erziehung des gewerblichen
Nachwuchses". — Für die XXII.Wanderversamm-
lung des Deutschen Gewerbeschulverbandes wurde
infolge einer Einladung des Bürgermeisters von
Eisenach diese Perle Thüringens mit der Wart-
burg zum Tagungsort gewählt. — k. h. otto.

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