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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

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Kleine Kunst-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0342

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Kleine Kunst-Nachrichten.

lerisch angeordnete Saßbilder und angemessenen
Zierrat aus. Vornehm wirken die auf Qoldton ge-
stimmten, von Max Seeger-Stuttgart gedruckten
lithographiertenVordruckevonJ.V. Cissarz.
Die Schönheit einer einfachen, klaren, künstle-
rischen Handschrift offenbaren die Urkunden
von Rudolf Koch —Offenbach a. M., während die
Arbeiten von P. Behrens, Ehmcke, Benirschke,
Kusche, verschiedenen Lehrern und Schülern der
Kunstgewerbeschule Magdeburg, Magnussen, Mer-
magen, Pankok, Stocker und vielen anderen Künst-
lern teils durch ihre geschmackvolle Schrift mit
ornamentaler Umrahmung, teils durch ihren
symbolischen künstlerischen Schmuck
den heutigen Stand unserer künstlerischen Kultur
auf diesem Spezialgebiete dokumentieren. Aber
nicht nur in den Urkunden selbst zeigt die Aus-
stellung das Beste, sondern auch in den dazu-
gehörigen Hüllen, wie Mappen, Rollen, Kas-
setten und dergleichen offenbart sich vollen-
dete handwerkliche Kunst. Paul Hausteins Silber-
beschläge, Walter Buhß' und Georg Hulbes
handvergoldete Umschläge sowie Heinrich Pfann-
stiels gemalte wappengeschmückte Mappen stehen
hier mit an erster Stelle. — k. sch.

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BERLIN. Deutscher Werkbund. Dritte
Jahres-Versammlung 10. bis 12. Juni. Die
Arbeit des Deutschen Werkbundes ist doppel-
ter Art: es soll Propaganda gemacht, und es
soll im Stillen die Produktion, der Vertrieb
und die Konsumtion organisiert werden. Die-
sem Rezept hat der Deutsche Werkbund bis-
her gehorcht und ist gut dabei gefahren. Das
beweist am besten die Brüsseler Ausstellung.
Von ihr wurde auf der legten Berliner Jahres-
versammlung des Werkbundes berichtet; daneben
hörten wir von andern bereits gediehenen Unter-
nehmungen. Der Deutsche Werkbund hat richtig
erkannt, dag es überaus wichtig ist, die großen
Körperschaften unseres Wirtschaftslebens mit
den Idealen der Qualitätsarbeit und des guten
Geschmackes zu durchdringen. Er hat in dieser
Praxis bereits glückliche Resultate aufzuweisen.
Besonders gute Erfahrungen machte er mit dem
Verein für das kaufmännische Unterrichtswesen.
Schon während des vergangenen Berichtsjahres
wurden im Einverständnis mit den Handelskam-
mern in vielen Städten Deutschlands Kurse zur
Geschmacksbildung junger Kaufleute abgehalten.
Die Beteiligung und das Interesse an diesen Vor-
trägen war überall so rege, dag auch künftighin
und zwar in größerem Magstabe für die ge-
schmackliche Kultur der Kaufleute, dieser wert-
vollen Erzieher des Publikums, diese ausschlag-

gebenden Vermittler zwischen Hersteller und Ab-
nehmer, gesorgt werden soll. Zur Unterstüßung,
zur Belebung und Illustrierung aller rednerischen
Propaganda hilft das Deutsche Museum für Kunst
im Handel und Gewerbe. Von ihm aus durch-
ziehen Wanderausstellungen die Industriezentren.
Eine andere spezielle Aufgabe erfüllt die Fach-
schule für höhere Dekorationskunst, von der
schon neulich hier berichtet wurde. — Ein wei-
terer, überaus wichtiger Arbeitskreis des D.W. B.
umfagt das Submissionswesen und alles, was
irgendwie nach wirtschaftlichen Gesehen die Quali-
tätsarbeit beeinflussen, stören oder fördern kann.
Nun ist besonders das Gebiet der Submissions-
arbeit keins, das irgendwie durch platonische Be-
schlüsse beeinflugt werden könnte. Submission
ist eine Äugerung kapitalistischer Wirtschafts-
ordnung und logisch mit den Mängeln der Ur-
sache behaftet. Immerhin, es lassen sich die
Übelstände dieses, heute meist nur zur Preis-
drückung aber nicht zur Heraussiebung des Besten
benußten Verfahrens wohl mildern. Der D.W. B.
versucht es, die Behörden, die Stadtbauämter,
die Handwerks- und die Handelskammern dahin
zu beeinflussen, dag die Ausartungen falsch ge-
übter Submissionen möglichst verhindert werden.
Das Hauptreferat zu diesem Punkte hielt in Berlin
der Dresdner Stadtbaurat Erlwein. — Von den
übrigen Referaten und Anregungen sei erwähnt,
dag Riemerschmid für eine einheitliche, allen An-
forderungen genügende, von jedermann zu be-
nutzende Farbtafel plaidierte. Es soll dadurch
möglich werden, ganz bestimmte Farben durch
eine Nummer allgemeingültig nennen und be-
schaffen zu können. Die Sache sieht indeg ein-
facher aus, als sie ist, denn einmal ist die Wir-
kung der Farben sehr verschieden, je nach dem
Trägermaterial, zweitens können die Fabriken beim
besten Willen oft genug nicht genau eine gefor-
derte Nuance treffen. Ein guter Kern liegt troß-
dem in Riemerschmids Anregung; man könnte schon
eine knappe Skala solcher Farben aufstellen, die
allen Echtheitsansprüchen genügen. Es würde da-
durch manchem Fehlgriff der Anfänger ein Damm
bereitet sein. — Ein wichtiges Problem, das in
nächster Zukunft akut werden wird, ist dies: hat
Deutschland die Möglichkeit, seine geschmack-
liche Produktion zu exportieren. Was mug es
tun, um solchen Export herbeizuführen und zu
heben. Es wäre natürlich sehr falsch, wollten
wir für unser Kunstgewerbe und unsere Edel-
industrien Exportmöglichkeiten dadurch schaffen,
dag wir wiederum unsern Geschmack verleugnen
und uns dem der andern Nationen anpassen.
In diesem Sinne will die Kommission des Werk-
bundes die Frage bearbeiten. Breuer.

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