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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 26.1910

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Ostini, Fritz von: Der Prachtbau der Henkell'schen Sekt-Kellereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.7378#0346

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Der Prachtbau der Henkel!'sehen Sektkellereien.

ARCHITEKT PRO!'. P. HONATZ STUTTGART.

Kellerei Henkell & Co., Biebrich-Wiesbaden. Blick v. Nordost.
Dem Hauptbau vorgelagert die Verlade-Rampe mit Privat -Anschluß- Gleis.

Ruß, reinliche Betriebe, in denen appetitliche
Dinge hergestellt und die Betriebskräfte wenig-
stens nicht unmittelbar von qualmenden Feuer-
stätten und dampfenden Kesseln her bezogen
werden. Da kann dann auch die Baukunst ein
Wort mitreden durch eine hübsche Raumdis-
position, kann durch noble Linienführung und
durch das Material wirken und an Stelle der
urweltlichen Zyklopenschönheit jener düsteren
Maschinenwelt eine heitere, saubere, ästhetische
Wirkung setzen, die unter Umständen ebenfalls
imponiert, aber zugleich auch erfreut. Unsere
Großindustrie hat in den letzten Jahren da schon
manchen schönen Versuch gewagt — einen Ver-
such ganz großen Stils aber, der noch dazu ein
vollkommenes Gelingen bedeutet, machte die
Firma Henkell & Co. mit der Anlage ihrer
neuen Champagnerfabrik, ihrer umfangreichen
Kellereien an der Wiesbadener Allee zu Bieb-
rich am Rhein.

Von diesem Bau soll hier die Rede sein. Er
ist mustergiltig nach vielen Richtungen: in seiner
neuartigen, klaren und großen architektonischen
Form, in der Durchführung des Prinzips, jeden,
auch den letzten Raum geschmackvoll zu ge-

stalten, in der Entfaltung eines Luxus für die
Repräsentationsräume, der fürstlich heißen kann
und in seiner Ausdrucksform ganz schlicht ist
— und nicht zuletzt in der geistreichen räum-
lichen Organisation. Vorbildlich vor allem aber
ist die ganze Sache durch den vornehmen Wil-
len, der in ihr zur Tat wurde: eine industrielle
Anlage zu schaffen, die zugleich ein einheitliches
Kunstwerk und ein Meisterwerk der Technik
ist. Damit ist ein kostbares Stück Kulturarbeit
getan, eins, das fruchtbar sein und vorwärts
führen wird — vivant sequentes !

Die Firma Henkell hat schon lange einen
Bund zwischen Kunst und Industrie geschlossen.
Man weiß, daß sie die erste war, die bei uns in
der blühenden Champagner-Industrie das vor-
nehme Reklamemittel der künstlerischen An-
zeige einführte, Wettbewerbe in dieser Richtung
veranstaltete und weitsichtig genug war, auch
da gleich aus dem Vollen zu wirtschaften und
die ersten deutschen Zeichner für ihre Zwecke
heranzuziehen. Die Originale der allbekannten
Henkell'sehen Inserate schmücken, hinter Glas
und Rahmen geborgen, denn auch Korridore
und Zimmer des neuen Fabrikhauses — eine,

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