Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

DOI Artikel:
Püttner, Walther: Vom Handwerk in der Malerei
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0020

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Vom Handwerk in der Malerei.

WALTHER
PÜTTNER-
MÜNCHEN.

GEMÄLDE:
»ROSEN UND
LILIEN«

BESITZER :
HERM. SIMMS-
HAMBURG.

die Erleichterung durch Gestaltung. Ein ge-
gewollter persönlicher Ausdruck ohne sinn-
lichen Reflex aus der Natur oder Vorstellung
ist in der Malerei ebenso ein Unding wie eine
Naturabschreibung; erkannnurSchemawerden.
Anders ist es, wenn solche Expression einen
seelischen Zustand wiedergeben soll, welcher
nicht aus dem sinnlich malerischen Eindruck
entstanden ist; dann fällt ihre Beurteilung nicht
mehr unter „Malerei". Obwohl ein Verquicken
der Künste immer gefährlich ist, muß es des-
halb noch nicht als sinnlos betrachtet werden.

Das Geschrei: „Die Impression ist tot!"
kann eigentlich nur diejenigen Maler treffen,
welche Impression mit impressionistischer Mal-
weise verwechselt haben, d. h. sinnliche Frei-
licht-Eindrücke aus der Natur ohne gestaltende
Form auf der Fläche der Leinwand wiederge-
geben haben. In allen andern Künsten, Musik,
Literatur ist ohne weiteres klar, daß die Idee,
die Stimmung, die Auffassung nur der eine
Teil des Schaffens ist, daß aber zur Produktion
ebenso auch die Gestaltung gehört. In der
Malerei jedoch gibt es oft die mangelhaftesten
Notierungen, die nur durch einen exzentrischen
Einfall zu verblüffen suchen.

Die Erlernung und Beherrschung des Hand-
werkes der Malerei, die malerische Form und
Gestaltung ist eine Aufgabe, welche die ganze
Tatkraft und Arbeit eines Menschenlebens er-
fordert; es ist kein Trick, der einmal gekonnt,
beliebig oft zur Schau gestellt werden kann,
oder den man mit heroischer Geberde ablegen,
und an seiner Stelle einen anderen, stärker
wirkenden annehmen kann.

Als Basis zur Produktion kann auch nicht
dienen: die Bewunderung und Begeisterung
an den Wirkungen der großen Meister aller
Zeiten und das Verflechten ihrer Höchst-Lei-
stungen gleichsam als Brücke, einen idealen
Zusammenhang über die Zeiten hinweg bildend.
Ein jetzt so beliebtes Sich-Eindrängen der
Kunstkenner in die Arbeit der produzierenden
Künstler, diese Romantik, scheint doch durch
das Wiederauffinden der Malerei überwunden.

Das Lebenswerk der großen Maler wie Trüb-
ner, Leibi und der guten Franzosen spricht nur
vom Gestalten in der Malerei. Die Liebhaber
oder Käufer mögen die Auffassung des einen, vor
der des andern vorziehen; für uns ist ihre Größe:
die Kraft und Sicherheit und das Nichtversagen
ihrer malerischen Form. — w- p-

6
 
Annotationen