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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

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Kleine Kunst-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0321

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bildhauer
wilhelm fehrle-
paris.

BRONZE-
PLASTIKEN.

KLEINE KUNST-NACHRICHTEN.

JUNI 1913.

FRANKFURT A.MAIN. Die Erweiterung
und Neuordnung-des Kunstgewerbe-
Museums von 1912 hat diese liebenswürdigste
aller kleineren Sammlungen noch geschlossener
und reicher gemacht. Ein ganzer Flügel mit sechs
Räumen ist im Süden neu hinzugekommen, nach-
dem die Kunstgewerbeschule diesen Teil aufgeben
konnte. Das hat Direktor von Trenkwald benurjt,
um eine klare Ordnung zu schaffen und nach modernen
Gesichtspunkten das Ganze zu modeln. Den Mittel-
bau, den man zuerst betritt, nimmt nach wie vor
das moderne Kunstgewerbe und neue und alte
Plaketten ein. Daran schließen sich die Textilien,
und zwar beiderseits je ein Saal: zur Linken die
Stoffmustersammlung, zur Rechten Stickereien und
Spirjen. Von diesen geht der den Techniken ge-
widmete Südflügel aus, der Eisen, Kunsttöpferei
und Edelmetalle in drei hohen prächtigen Sälen
enthält; außerdem noch zwei vollständige Renais-
sancezimmer, deren eines aus dem Altfrankfurter
Patrizierhaus zum Fürsteneck stammt. Dagegen
ist der Nordflügel der Darstellung der Stilfolge
gewidmet, Möbel und Hausgerät mit einzelnen für
die Epoche jeweils charakteristischen Stücken von
Kunsttöpferei, Edelmetall u. s. f. zu sachlich klaren

Einheiten zusammengestellt, von Gotik bis zum
Empire. Dies ist aber der neue Geist in der Kunst
der Museumsrichtung, daß nicht mehr malerische
Innenräume als Illustrationen zur Kulturgeschichte
erstrebt werden, sondern daß mit wissenschaftlichem
Ernst und zugleich mit der gelassenen Heiterkeit
guten Geschmackes die Einzelstücke als das Wesent-
liche erscheinen; daß so angeordnet wird, wie es
museale Sachlichkeit erheischt, und daß man zwar
das Gefühl nie verliert, in einem Museum zu sein,
daß aber dieses Gefühl aufs angenehmste angeregt
und beschäftigt wird. Und das ist von Trenkwald
in einer vollkommenen Weise gelungen. Die Be-
spannung und die Farbe der Wände, das Holz und
die Form der Vitrinen, die Montierung, die Stoffe
der Unterlagen wechseln beständig ab und dienen
nur dazu, die Aufmerksamkeit auf die Gegenstände
zu lenken. Man wird eingeladen, sich jedes Stück
anzusehen, lediglich durch die Art, wie es zur Schau
gestellt ist. Gleichzeitig hat man aber in jedem
Saale die angenehme Empfindung einer einheitlichen
räumlichen Stimmung, die als musikalischer Grund-
ton mitschwingt; und nicht zum wenigsten ist es
die moderne Einfachheit und Sachlichkeit, die wohl-
tuend berührt..........dr. paul f. Schmidt.

1913. x. 8.

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