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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

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Tierbilder und Tierplastiken von Emil Pottner
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Braungart, Richard: Von der dekorativen Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0445

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Tierbilder von Emil Pottner.

EMIL POTTNER—BERLIN.

GEMÄLDE:

ganze Skala der Hofromantik und der Teich-
dramatik weiß Pottner gelenkig zu amüsanten
Bilderbogen zu sammeln. Noch sympathischer
sind seine Tonknetungen. Man spürt an ihnen
den modellierenden Druck der Fingerspitzen,
der mit Vergnügen den schnellen Bewegungen des
Lebens Antwort gab. Das Zerbrechliche des
spröden Matriais empfängt eine reizvolle, para-
dox wirkendeVeredelung durch die farbigfließen-
den Glasuren, mit denen Pottner das Spiel der
Federn in die keramische Form zu bringen weiß.
Diese gleißende Haut, schillrig, bunt sprühend,
wirkt gerade durch ihre bäuerische Naivität
und ihren reduzierten Naturalismus sehr spassig.
Ein jedes dieser Tierpüppchen ist original; es
wurde nach dem tapsenden Modell in glücklicher
Minute gestaltet. Es ist eine Art plastischer
Notiz, eine Momentaufnahme, aber zugleich
eine Delikatesse der Vitrinenartistik. r. Br.

VON DER DEKORATIVEN MALEREI.

Die dekorative Funktion ist Aufgabe und
Kennzeichen jeder entwickelteren Kunst.
Das Malenkönnen bedeutet für den Künstler
nicht mehr als die vollkommene Beherrschung
seiner technischen Mittel, die natürlich immer
auch ein hohes Maß von Intelligenz und Ge-
schmack voraussetzt. Die Geschichte der Kunst
lehrt uns, daß es zwar immer Zeiten gegeben
hat, in denen das Technische scheinbar zur
Hauptsache wurde, daß aber das, was der
Künstler über das Technische hinaus anstrebte
und zu sagen hatte, doch stets zum mindesten
ebenso hoch wie sein Malenkönnen geschätzt
wurde. — Dieses „Darüberhinaus" aber ist
nichts anderes als der heute so sehr perhorres-
zierte „Inhalt" eines Bildes, seine Idee und
seine meist durch die Idee bestimmte dekora-
tive Funktion. Ein Andachtsbild z. B. hatte

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