Fritz Oßwald—München.
aus düsteren Stämmen herüberlugt, und be-
sonders trägt die Dorfstraße von Gaisach voll
Farbenleben und Sonnenglanz, bei deren Wir-
kung die beiden Frauenfiguren den entschei-
denden Akzent geben, solch eine Augenblicks-
physiognomie. Aber wir täten dem Fleiße des
Künstlers mit dieser Bezeichnung Eintrag.
Denn er ist und bleibt Realist, der vollgültigen
Bedeutung des Wortes für seine Kunst streng
bewußt, und daher sind die kleinen genrear-
tigen Züge seiner Malerei ja nicht, wie dies
bei einem großen Kreise Münchner Künstler
der Fall ist, etwa aus Rücksicht auf etwaige
Wünsche des verehrten Publikums angebracht,
sondern diese sind auf Bildern Fritz Oßwalds
nur bestimmt, weil sie eben da waren, und
weil es der Wahrhaftigkeit des echten Realisten
widerspricht, sie dann zu beseitigen. Diese
liebevolle Art, das Detail zum Großen in Be-
ziehung zu setzen — also nicht, das Detail an
und für sich zu bevorzugen — möchte die Ver-
mutung aufdrängen, daß Fritz Oßwald auch
einen ganz ausgezeichneten Sinn für die male-
rische Behandlung des Interieurs besitzt, wie
ihn einstens in München Wilhelm Diez bewährt
hat. Schon jetzt erkennen wir, sogar nach
zwei Seiten hin, Zeichen dieser Begabung, bei
seinen Stilleben und Blumenstudien, dann bei
dem rheinischen Hüttenbilde aus Duisburg. Dort
treffliche Ergründung des Substanziellen, wenn
man so sagen will, das durch eine robuste
Technik in einer sachlich entsprechenden Weise
zur Darstellung gebracht wird — beispielsweise
die Laokoongruppe einer nach allen Seiten per-
sönlich agierenden Sonnenblumenfamilie (Abb.
S. 94) — hier eine noch über Pleuers Cha-
rakterisierungskraft hinausgehende Sicherheit,
aus den mächtigen Kaminen der Hochöfen und
den Eisengerüsten der Laufbrücken und Schiffs-
krahnen das Gerippe für die rußerfüllte Welt
der schwersten körperlichen Arbeit zu er-
schaffen. (Abb. S. 93.) Vom Begriffe des
Motivs und der Illustration sind diese Werke
um Welten entfernt. Eben wegen dieses an-
90
aus düsteren Stämmen herüberlugt, und be-
sonders trägt die Dorfstraße von Gaisach voll
Farbenleben und Sonnenglanz, bei deren Wir-
kung die beiden Frauenfiguren den entschei-
denden Akzent geben, solch eine Augenblicks-
physiognomie. Aber wir täten dem Fleiße des
Künstlers mit dieser Bezeichnung Eintrag.
Denn er ist und bleibt Realist, der vollgültigen
Bedeutung des Wortes für seine Kunst streng
bewußt, und daher sind die kleinen genrear-
tigen Züge seiner Malerei ja nicht, wie dies
bei einem großen Kreise Münchner Künstler
der Fall ist, etwa aus Rücksicht auf etwaige
Wünsche des verehrten Publikums angebracht,
sondern diese sind auf Bildern Fritz Oßwalds
nur bestimmt, weil sie eben da waren, und
weil es der Wahrhaftigkeit des echten Realisten
widerspricht, sie dann zu beseitigen. Diese
liebevolle Art, das Detail zum Großen in Be-
ziehung zu setzen — also nicht, das Detail an
und für sich zu bevorzugen — möchte die Ver-
mutung aufdrängen, daß Fritz Oßwald auch
einen ganz ausgezeichneten Sinn für die male-
rische Behandlung des Interieurs besitzt, wie
ihn einstens in München Wilhelm Diez bewährt
hat. Schon jetzt erkennen wir, sogar nach
zwei Seiten hin, Zeichen dieser Begabung, bei
seinen Stilleben und Blumenstudien, dann bei
dem rheinischen Hüttenbilde aus Duisburg. Dort
treffliche Ergründung des Substanziellen, wenn
man so sagen will, das durch eine robuste
Technik in einer sachlich entsprechenden Weise
zur Darstellung gebracht wird — beispielsweise
die Laokoongruppe einer nach allen Seiten per-
sönlich agierenden Sonnenblumenfamilie (Abb.
S. 94) — hier eine noch über Pleuers Cha-
rakterisierungskraft hinausgehende Sicherheit,
aus den mächtigen Kaminen der Hochöfen und
den Eisengerüsten der Laufbrücken und Schiffs-
krahnen das Gerippe für die rußerfüllte Welt
der schwersten körperlichen Arbeit zu er-
schaffen. (Abb. S. 93.) Vom Begriffe des
Motivs und der Illustration sind diese Werke
um Welten entfernt. Eben wegen dieses an-
90