Geschmack, Erziehung und Charakter.
für feinere Nuancierung verriet. Mit Befriedi-
gung konnte ich dann feststellen, daß ihnen der
Grundsatz meiner Arbeiten, aller Schmuck sei
nur Beigabe, in Fleisch und Blut übergegangen
ist. Ich hoffe, daß sie auch im späteren Le-
ben sich diesen „Geschmack" bewahren, der
zuerst nach dem Gehalte und dem Ganzen und
dann erst nach der Erscheinungsform und ihren
Einzelheiten fragt, — mir ein lebendiger Beweis,
daß sich Geschmack in einem gewissen Um-
fange anerziehen läßt und durch ihn der
Charakter sich bildet.
Solange wir freilich nicht selbst im praktischen
Leben einen guten Geschmack betätigen, d. h.
das Wesentliche erfassen und das Unwesent-
liche lassen, solange wir nicht unsere ganze
Umgebung von der Kleidung bis zum Wohnhaus
entsprechend zweckmäßig und schön gestalten,
können wir unseren Kleinen auch keinen Ge-
schmack anerziehen, und wenn wir sie täglich
durchs Museum schleppen und ihnen die besten
Lehrer in Kunstgeschichte geben. Die Kunst
hat ihren Ursprung im täglichen Leben und soll
auch wieder auf die Umgestaltung desselben
zurückwirken. Eine isolierte Betrachtung —
wie lediglich sie die Schule liefern kann — führt
zu nichts, wenn sie sich nicht vorhandenen
Grundlagen anfügt. Diese Grundlagen der
Geschmacksbildung können, wie ich darzulegen
versuchte, nicht in einigen Unterrichtsstunden
gelegt werden, dazu bedarf es Jahre eines durch-
bildeten Familienlebens, e. müller-günterstal.
£
Deutschland hatte einst im 16. Jahrhundert die
Führung auf dem Gebiet des Kunsthandwerks. Wenn
in der folgenden Zeit prankreich und England ihm
den Rang abliefen, so war das nur in erster Linie
einer zielbewußten nationalen Erziehungsarbeit zu
verdanken. Frankreich zehrt heute noch von den
Erfolgen, die sich auf die von Colbert um 1670
eingeleitete kunsthandwerkliche Ausbildung zurück-
führen lassen. - — A. PABST—LEIPZIG.
arch. fr. aug. breuhaus-düsseldorf. haus des gärtners in der gartenstadt meererbusch b. düsseldorf.
für feinere Nuancierung verriet. Mit Befriedi-
gung konnte ich dann feststellen, daß ihnen der
Grundsatz meiner Arbeiten, aller Schmuck sei
nur Beigabe, in Fleisch und Blut übergegangen
ist. Ich hoffe, daß sie auch im späteren Le-
ben sich diesen „Geschmack" bewahren, der
zuerst nach dem Gehalte und dem Ganzen und
dann erst nach der Erscheinungsform und ihren
Einzelheiten fragt, — mir ein lebendiger Beweis,
daß sich Geschmack in einem gewissen Um-
fange anerziehen läßt und durch ihn der
Charakter sich bildet.
Solange wir freilich nicht selbst im praktischen
Leben einen guten Geschmack betätigen, d. h.
das Wesentliche erfassen und das Unwesent-
liche lassen, solange wir nicht unsere ganze
Umgebung von der Kleidung bis zum Wohnhaus
entsprechend zweckmäßig und schön gestalten,
können wir unseren Kleinen auch keinen Ge-
schmack anerziehen, und wenn wir sie täglich
durchs Museum schleppen und ihnen die besten
Lehrer in Kunstgeschichte geben. Die Kunst
hat ihren Ursprung im täglichen Leben und soll
auch wieder auf die Umgestaltung desselben
zurückwirken. Eine isolierte Betrachtung —
wie lediglich sie die Schule liefern kann — führt
zu nichts, wenn sie sich nicht vorhandenen
Grundlagen anfügt. Diese Grundlagen der
Geschmacksbildung können, wie ich darzulegen
versuchte, nicht in einigen Unterrichtsstunden
gelegt werden, dazu bedarf es Jahre eines durch-
bildeten Familienlebens, e. müller-günterstal.
£
Deutschland hatte einst im 16. Jahrhundert die
Führung auf dem Gebiet des Kunsthandwerks. Wenn
in der folgenden Zeit prankreich und England ihm
den Rang abliefen, so war das nur in erster Linie
einer zielbewußten nationalen Erziehungsarbeit zu
verdanken. Frankreich zehrt heute noch von den
Erfolgen, die sich auf die von Colbert um 1670
eingeleitete kunsthandwerkliche Ausbildung zurück-
führen lassen. - — A. PABST—LEIPZIG.
arch. fr. aug. breuhaus-düsseldorf. haus des gärtners in der gartenstadt meererbusch b. düsseldorf.