Oskar Kaufmann—Berlin.
architekt o<jita„
0skar kaufmann
berlin.
kinotheater am nollendorfer platz - berlin.
Mauer leicht aufreißen, um sich sofort wieder
durch bunte Verglasungen zu schließen. Des
Abends, durchleuchtet, schreien diese glühend
quirlenden Streifen in das Getriebe des Bou-
levards hinaus, die Passanten zu locken. Die
Architektur des Baukörpers wurde durch
wenige Lisenen an der Seitenwand und durch
eine kräftige, zwischen zwei Breiten gespannte
Nische an der Vorderfront kraftvoll gegliedert.
Ein plastischer Maßstab ist anzuwenden, um
den Reiz solcher Askese zu erfassen. Ab-
weisend stehen die Mauern, aus Blöcken
IKunststeinenl geschichtet. In den Orgel -
punkten der seitlichen Füllungen sieht man
Figuren, ein wenig burlesk, aber nicht ohne
Würde. Sie wurden von Metzner dem Stein
entrenkt und zeigen diesen Bildhauer des
Formatlosen in beachtenswerter Bändigung.
Noch reizvoller sind die Friese, die den vor-
gezogenen Portikus zieren; eine Reihung aus
vertikal gestellten Bambinos und darüber
horizontal ein Krakowiak. Die korpulente
Erdenmutter, die dem steinernen Überhang
aufgesetzt wurde, geriet ein wenig zu voll.
Das ganze Haus wird von einem doppelt ge-
walmten, hellgrün gestrichenen Zinkdach ab-
geschlossen ; nur im Zentrum schwebt darüber
noch ein lockerer turmartiger Kranz, ein Gitter-
werk, das in ornamentalen Buchstaben den
Namen des Hauses lesen läßt. Tritt man durch
eine der Tempeltüren, so umfängt ein scharfes
Gelb, durch grüne Lampenschirme und schwarze
Polster moduliert. Ein kurzes, grünes Treppen-
haus, links und rechts, führt dann schnell in
den Zuschauerraum. Er leuchtet in sommer-
haftem Gelbweiß; das Violett des Stuhlwerkes
und der Logenvorhänge hebt sich aus solcher
sonnigen Helligkeit wie eine einzige schwere
125
architekt o<jita„
0skar kaufmann
berlin.
kinotheater am nollendorfer platz - berlin.
Mauer leicht aufreißen, um sich sofort wieder
durch bunte Verglasungen zu schließen. Des
Abends, durchleuchtet, schreien diese glühend
quirlenden Streifen in das Getriebe des Bou-
levards hinaus, die Passanten zu locken. Die
Architektur des Baukörpers wurde durch
wenige Lisenen an der Seitenwand und durch
eine kräftige, zwischen zwei Breiten gespannte
Nische an der Vorderfront kraftvoll gegliedert.
Ein plastischer Maßstab ist anzuwenden, um
den Reiz solcher Askese zu erfassen. Ab-
weisend stehen die Mauern, aus Blöcken
IKunststeinenl geschichtet. In den Orgel -
punkten der seitlichen Füllungen sieht man
Figuren, ein wenig burlesk, aber nicht ohne
Würde. Sie wurden von Metzner dem Stein
entrenkt und zeigen diesen Bildhauer des
Formatlosen in beachtenswerter Bändigung.
Noch reizvoller sind die Friese, die den vor-
gezogenen Portikus zieren; eine Reihung aus
vertikal gestellten Bambinos und darüber
horizontal ein Krakowiak. Die korpulente
Erdenmutter, die dem steinernen Überhang
aufgesetzt wurde, geriet ein wenig zu voll.
Das ganze Haus wird von einem doppelt ge-
walmten, hellgrün gestrichenen Zinkdach ab-
geschlossen ; nur im Zentrum schwebt darüber
noch ein lockerer turmartiger Kranz, ein Gitter-
werk, das in ornamentalen Buchstaben den
Namen des Hauses lesen läßt. Tritt man durch
eine der Tempeltüren, so umfängt ein scharfes
Gelb, durch grüne Lampenschirme und schwarze
Polster moduliert. Ein kurzes, grünes Treppen-
haus, links und rechts, führt dann schnell in
den Zuschauerraum. Er leuchtet in sommer-
haftem Gelbweiß; das Violett des Stuhlwerkes
und der Logenvorhänge hebt sich aus solcher
sonnigen Helligkeit wie eine einzige schwere
125