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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

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Kleine Kunst-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0172

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Kleine Kunst-Nachrichten.

entwurf u. ausführung: frau gretel dehn—altfreimann B.- münchen. kragen IN häkelspitze.

sind u. a. vertreten durch Delacroix, Corot,
Man et (Lithographien z. B. die Erschießung- Kaiser
Maximilians und eine tonschöne Studie dazu), F orain
usw., endlich die englischen Graphiker mit Whist-
ler, Strang u. a. ewald Bender.
£

BERLIN. Bei Paul Cassirer gab es Bilder
von E. Othon Frieg. Man sah eine schöne
Sinnlichkeit, die sich hartnäckig, aber nie geschmack-
los um die Form müht. Man sah die Bestätigung
dessen, was dieser Maler selber als sein Programm
ausgibt: ein Suchen der Wahlverwandtschaft zwischen
der stets sprungbereiten nervösen Natureroberung
und der abstrakt monumentalen Bildorganisation.
Es kann gar kein Zweifel darüber entstehen, daß
solche Absichten eine Qrenzsprengung, vielleicht
sogar eine Überwindung jener Art der Malerei und
noch mehr jenes Weltgefühls, die wir als Impres-
sionismus begreifen, bedeuten. Womit freilich nicht
gesagt ist, dag Frieg ein Bleibender ist. Immer-
hin, was er an Gesichten aus dem Norden und
dem Süden Frankreichs empfing, um es in arka-
disch parfümierten Dekorationen zu klären, ist
reizvoll genug. Recht trocken dagegen ist
Adolf Holzel, der ähnliches will, dabei aber im
Theoretischen stecken bleibt. Ulrich Hübner
entwickelt sich in gewohnter Weise; seine Stilleben
sind gefällig als Malerei, sie wären es aber weniger,

lösten nicht bereits die dargestellten Objekte eine
sentimental kunstgewerbliche Stimmung. Aufmerk-
samkeit verdient die Neigung Hübners, sich der
Landschaft zu nähern, stillen Gartenwinkeln und
einsam blühenden Beeten. Hier scheinen dem Maler
neue Möglichkeiten zuzuwachsen. Die legten Ar-
beiten von Waldemar Rösler erfrischen durch
ihr Temperament, das allem Keimenden und Wehen-
den, dem Knospenden und Stürmenden in der
Natur auf die Fährte zu kommen sucht. Rudolf
Grogmann schließlich wirkt seltsam spukige Ge-
fühle, Torkeleien wackelnder Häuser, Träume aus

Absinth und Philosophenskepsis.--G u r 1 i 11 zeigt

konsequent ein keckes, aber wägendes Interesse
an der neuen Jugend. Charles Camoin, ein
Pariser, ist zwar nicht mehr als etwa unsere Büttner,
Buhe und Propp (die man bei Amsler & Ruthardt
sah), appetitliche Illustration; aber die drei Dresdner,
Ernst Müller - Graefe und Johannson,
zwei Kühl-Schüler, dazu der Bildhauer Paul Pils
lassen mancherlei hoffen. Kühl scheint ein ausge-
zeichneter Lehrer zu sein; er entwickelt die Eigen-
art der Novizen, ohne sich selber in deren Arbeiten
zu drängen. So bleiben seine Schüler verschieden
und frei, wenn man auch deutlich spürt, wie ein
erfahrener Maler ihnen über die Klippen half.
Pils ist von Frankreich beeinflußt, aber nicht weniger
durch den Barock des Zwingers, diese musizierende

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