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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

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Mayr, Karl: Zu Erich Erlers neuen Bildern
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https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0177

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GEMÄLDE:
»STILLES TAL«

Die entwicklungsgeschichtliche Bedeutung
der vor kurzem nach 13 jährigem Bestände
aufgelösten „Scholle" innerhalb der Münchner
und innerhalb der deutschen Malerei besteht da-
rin, daß sie zur Zeit der unumschränkten Herr-
schaft des Naturalismus zuerst in Deutschland
ausging auf die bildmäßige Organisierung der
Fläche und die Malerei als Ausdruck. Die ganze
aufbauende Kraft des Künstlers einer Analyse
der Lufttöne zu opfern, sich am Naturausschnitt
und am Heruntermalen eines Stückes Natur
genügen zu lassen, schien ihr, nachdem diese
Aufgaben einmal glänzend gelöst waren, kein
Ziel mehr, das von jedem Individuum beständig
aufs neue als das Höchste und Letzte erstrebt
werden müßte. Dennoch wollte sie ebenso-
wenig die unvergänglichen Errungenschaften
des Impressionismus, die Helligkeit und den
Reichtum derPalette und die schwer gewonnene
Naturnähe, aufgeben. Freilich: je mehr die
Leute der Scholle sich entwickelten und zur

ZU ERICH ERLERS NEUEN BILDERN.

VON PROF. DR. KARL MAYR.

Freiheit im Gegensatz zur rein nachahmenden
Tätigkeit weiterschritten, desto mehr treten
die Individualitäten des kleinen Kreises aus-
einander. Im ganzen blieb aber jene Grund-
tendenz erhalten, und deshalb war es begreif-
lich, daß die Kriegsintendantur des Nur-
Impressionismus unaufhörlich laut und leise
öffentlich in der wirksamen Stille der Kunst-
salongespräche versicherte, daß in dieser ab-
sichtsvollen Rhythmisierung der Bildelemente,
in diesem Willen zur Flächenharmonie ein Irr-
weg der Kunst, Unwahrheit und Willkür, vor-
liege. Heute hat sich das Blatt gewendet. De-
lacroix's Satz, daß es in der Malerei mehr auf
Komplizierung als auf Vereinfachung ankomme,
ist von einem Dogma zu einer interessanten
zeitgeschichtlichen Äußerung herabgesunken.
Denn inzwischen hat eine Gruppe von Stürmern
Forderungen erhoben, die weit über die be-
kämpften Bestrebungen der „Scholle" hinaus-
gehen. Wer da verlangt, daß sich die Kunst

1913. IX. 1.

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