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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

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Mayr, Karl: Zu Erich Erlers neuen Bildern
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https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0188

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Zu Erich Erlers neuen Bildern.

drückt. Ein schwärmerisches Gefühl für die
Gnade, die dieses Land für den modernen
Menschen bedeutet, drückt sich in diesen Wer-
ken aus. Ihre klare und saubere Farbe, die
fern ist von aller Trübe und Düsterkeit, wirkt
fast wie ein Symbol dieses Gefühles.

Ein Schimmer von Romantik umspinnt die
großen Wandbilder, in denen Engadiner Berge,
die der Besteller in seinen Jugendtagen be-
stiegen und in denen er sich heute noch ergötzt,
von den vier Lebensaltern umgeben sind. Sie
zieren die einander gegenüberliegenden Längs-
wände einer Bibliothek und sind deshalb leider
nicht in ihrer Gesamtwirkung abzubilden. An Ort
und Stelle übt schon ihr Hauptakkord: Weiß-
gelb, Orange und ein weiches Schwarz, dem
noch da und dort leuchtendes Enzianblau und
Weinrot eingefügt sind, einen suggestiven Reiz

aus. Das Ganze ist durch wiederkehrende Töne
und zusammenhaltende architektonische Linien
gebunden. Ein wundervoll ruhiger Horizontal-
rhythmus bewegt und hält das Ganze; die
Figuren sind groß gesehen und disponiert. Die
Malerei paßt sich der Entfernung an, in der die
Bilder zu wirken haben, sie ist weder grob-
schlächtig, noch widersinnig detailliert. Helles,
heiteres Licht überstrahlt die Kompositionen.
Der Gelehrte in seiner Kammer mag sich beim
Aufblicken an der geliebten Ferne laben. Man
denkt an Goethes Wort:

„Wo wir uns der Sonne freuen,
Sind wir jeder Sorge los.
Daß wir uns in ihr zerstreuen,
Darum ist die Welt so groß."

Ein hellklingendes Wort, das man über viele Bil-
der aus Erich Erlers Werk schreiben könnte. —

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