Richard Teschners indisches Theater.
er die javanischen Le-
genden und Helden-
abenteuer zu einer sin-
genden Erzählerstimme
und zu einer leisen Mu-
sik. Wir sitzen nicht vor
den Rätseln eines ge-
heimnisvollen Mechanis-
mus, sondern staunen
über die unendliche
Anmut und das tiefe Pa-
thos der Geberden und
träumen die unsterb-
lichen Märchen der
Menschheit. Selbst da,
wo die Routine der stäb-
chenführenden Finger
noch nicht die letzte see-
lische Ausdrucksmög-
lichkeit derLinie erreicht
hat, wird die ästhetische
Wirkung nicht gelähmt.
—■ In neuerer Zeit hat
man in Java, unter eu-
ropäischen Einflüssen,
das Schattenspiel über
die Zwischenstufe pla-
stisch mißglückter Ma-
rionetten bis zum wirk-
lichen Schauspiel ver-
schlechtert. Die Erlö-
sung aus der Fläche
überstieg die Kräfte
der verschütteten java-
nischen Kunst. Die Ge-
sichtsplastik verrät an
der Nasenlinie durch-
wegs die Genesis aus
zwei Reliefhälften. Das Fehlen des Unterkörpers
— die einheimischen Puppen haben unter dem
Sarong, einem rockartigen Gewände, keine
Beine — zerbricht die Harmonie der Linien.
Teschner hat die Körper
anatomisch vollkommen
durchgebildet und den
Kopf beweglich gemacht.
Die verschwenderischen
Farben der alten Leder-
silhouetten , die dem
Schatten zum Opfer
fallen mußten und wohl
hau ptsächlich zur ra sche-
ren Unterscheidbarkeit
für den Spieler dienten,
feiern in dem bunten
Schmuck der Teschner-
schen Figuren ihre Auf-
erstehung. — Im übrigen
mögen die Illustrationen
sprechen, die den Weg
von den Originalen zu
Teschners Figuren zei-
gen. Die Szenenbilder
gehören zu Sagen und
Märchen, wie sie T.
J. Bezemer in seiner
„Volksdichtung aus In-
donesien" (Haag, 1904)
übersetzt hat. — Das
Ferment aber, Tesch-
ners künstlerische Über-
zeugung von der Über-
legenheit diesesPuppen-
Mechanismus gegenüber
der bisher üblichen
Draht- und Schnürchen-
Pantomime , wird nun
dem Sommernachts-
traum seiner eigenen
Phantasie Leben geben
und seiner gemalten und geschnitzten Grotesken
aus ihrer stofflichen Gebundenheit in das Spuk-
geschehen E. T. A. Hoffmannscher Erzähler-
kunst erlösen. hans effenberger.
er die javanischen Le-
genden und Helden-
abenteuer zu einer sin-
genden Erzählerstimme
und zu einer leisen Mu-
sik. Wir sitzen nicht vor
den Rätseln eines ge-
heimnisvollen Mechanis-
mus, sondern staunen
über die unendliche
Anmut und das tiefe Pa-
thos der Geberden und
träumen die unsterb-
lichen Märchen der
Menschheit. Selbst da,
wo die Routine der stäb-
chenführenden Finger
noch nicht die letzte see-
lische Ausdrucksmög-
lichkeit derLinie erreicht
hat, wird die ästhetische
Wirkung nicht gelähmt.
—■ In neuerer Zeit hat
man in Java, unter eu-
ropäischen Einflüssen,
das Schattenspiel über
die Zwischenstufe pla-
stisch mißglückter Ma-
rionetten bis zum wirk-
lichen Schauspiel ver-
schlechtert. Die Erlö-
sung aus der Fläche
überstieg die Kräfte
der verschütteten java-
nischen Kunst. Die Ge-
sichtsplastik verrät an
der Nasenlinie durch-
wegs die Genesis aus
zwei Reliefhälften. Das Fehlen des Unterkörpers
— die einheimischen Puppen haben unter dem
Sarong, einem rockartigen Gewände, keine
Beine — zerbricht die Harmonie der Linien.
Teschner hat die Körper
anatomisch vollkommen
durchgebildet und den
Kopf beweglich gemacht.
Die verschwenderischen
Farben der alten Leder-
silhouetten , die dem
Schatten zum Opfer
fallen mußten und wohl
hau ptsächlich zur ra sche-
ren Unterscheidbarkeit
für den Spieler dienten,
feiern in dem bunten
Schmuck der Teschner-
schen Figuren ihre Auf-
erstehung. — Im übrigen
mögen die Illustrationen
sprechen, die den Weg
von den Originalen zu
Teschners Figuren zei-
gen. Die Szenenbilder
gehören zu Sagen und
Märchen, wie sie T.
J. Bezemer in seiner
„Volksdichtung aus In-
donesien" (Haag, 1904)
übersetzt hat. — Das
Ferment aber, Tesch-
ners künstlerische Über-
zeugung von der Über-
legenheit diesesPuppen-
Mechanismus gegenüber
der bisher üblichen
Draht- und Schnürchen-
Pantomime , wird nun
dem Sommernachts-
traum seiner eigenen
Phantasie Leben geben
und seiner gemalten und geschnitzten Grotesken
aus ihrer stofflichen Gebundenheit in das Spuk-
geschehen E. T. A. Hoffmannscher Erzähler-
kunst erlösen. hans effenberger.