DOI Artikel:
Wolf, Georg Jacob: Französische Kunst in Deutschland
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0327
FRANZÖSISCHE KUNST IN DEUTSCHLAND.
ZUR AUSSTELLUNG »FRANZÖSISCHE KUNST DES XIX. JAHRHUNDERTS
DER GALERIE HEINEMANN IN MÜNCHEN.
Für den Freund der klassischen französischen
Malerei ist es eine Freude, feststellen zu
können, daß sich die öffentlichen und privaten
Sammlungen Deutschlands und die deutschen
Kunsthandlungen von dem enormen Reichtum
französischer Kunst, der die Werke prachtvoller
Künstler von Gericault bis Cezanne umspannt,
viele der besten Werke zu sichern wußten. Es
müßte eine interessante Aufgabe sein, einen
systematischen Katalog der Werke französischer
Kunst in Deutschland aufzustellen. Dieser
Katalog würde zeigen, daß wir uns hinsichtlich
des Gesamtstandes unseres Franzosenbesitzes
vor dem Ursprungsland dieser Kunst nicht
zu schämen brauchen, denn wenn man der
offiziellen Kunstpflege Frankreichs gedenkt,
wenn man an das Musee de Luxembourg er-
innert, das ohne die Impressionisten-Schen-
kungen Caillebottes ein jämmerliches Denkmal
der Ignoranz wäre, so darf man sich fast ein
bißchen stolz in die Brust werfen und rühmen:
„ Wir Wilden sind doch bessere Menschen!" Ich
möchte damit nicht dem Einkauf französischer
Bilder in unbegrenzter Menge und um jeden
Preis das Wort reden. Auch das „war einmal",
und zumal Berlin war eine Zeitlang den Herren
Durand-Ruel und Bernheim fils etc. eine will-
kommene Ablagerungsstätte für Impressionisten-
bilder zweiten und dritten Ranges und für sonst
allerlei Ladenhüter. Das ereignete sich inson-
derheit im Jahrfünft 1905—1910, nachdem
Meier-Gräfes „Entwicklungsgeschichte der mo-
dernen Kunst" für diesen Zustand den Boden
bereitet hatte und alle Welt Franzosen kaufen
wollte. Aber das Urteil unserer Sammler und
Händler, die zum großen Teil der französischen
Kunst unvorbereitet gegenübertraten, hat sich
inzwischen geläutert und geschärft und auf das
1918. XI. 1.
3'3
ZUR AUSSTELLUNG »FRANZÖSISCHE KUNST DES XIX. JAHRHUNDERTS
DER GALERIE HEINEMANN IN MÜNCHEN.
Für den Freund der klassischen französischen
Malerei ist es eine Freude, feststellen zu
können, daß sich die öffentlichen und privaten
Sammlungen Deutschlands und die deutschen
Kunsthandlungen von dem enormen Reichtum
französischer Kunst, der die Werke prachtvoller
Künstler von Gericault bis Cezanne umspannt,
viele der besten Werke zu sichern wußten. Es
müßte eine interessante Aufgabe sein, einen
systematischen Katalog der Werke französischer
Kunst in Deutschland aufzustellen. Dieser
Katalog würde zeigen, daß wir uns hinsichtlich
des Gesamtstandes unseres Franzosenbesitzes
vor dem Ursprungsland dieser Kunst nicht
zu schämen brauchen, denn wenn man der
offiziellen Kunstpflege Frankreichs gedenkt,
wenn man an das Musee de Luxembourg er-
innert, das ohne die Impressionisten-Schen-
kungen Caillebottes ein jämmerliches Denkmal
der Ignoranz wäre, so darf man sich fast ein
bißchen stolz in die Brust werfen und rühmen:
„ Wir Wilden sind doch bessere Menschen!" Ich
möchte damit nicht dem Einkauf französischer
Bilder in unbegrenzter Menge und um jeden
Preis das Wort reden. Auch das „war einmal",
und zumal Berlin war eine Zeitlang den Herren
Durand-Ruel und Bernheim fils etc. eine will-
kommene Ablagerungsstätte für Impressionisten-
bilder zweiten und dritten Ranges und für sonst
allerlei Ladenhüter. Das ereignete sich inson-
derheit im Jahrfünft 1905—1910, nachdem
Meier-Gräfes „Entwicklungsgeschichte der mo-
dernen Kunst" für diesen Zustand den Boden
bereitet hatte und alle Welt Franzosen kaufen
wollte. Aber das Urteil unserer Sammler und
Händler, die zum großen Teil der französischen
Kunst unvorbereitet gegenübertraten, hat sich
inzwischen geläutert und geschärft und auf das
1918. XI. 1.
3'3