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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

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Zuckerkandl, Berta: Ludwig Heinrich Jungnickel
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https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0372

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Ludivig Heinrich Jungnickel-Frankfurt.

der die Bild-
grenzen fest-
setzt und durch
stark bewußte

Bewegungs-
linien eine Geo-

metrisierung
der Erschei-
nung erreicht.
— Jungnickels

Raumempfin-
den stellt sich
als Flächenge-
fühl dar. Das

bildhafte
Schauen, wel-
ches von den

Werken der

Renaissance
an bis zu den
Anfängen der
impressionisti-
schen Epoche
herrschte, war
der Naturper-
spektive , dem
Tiefe vortäu-
schenden
Raumeindruck
ergeben. Das

bildhafte
Schauen der
Gegenwart je-
doch sucht vor

allem dem
„Trompe Oeil"-
oder dem „Loch
in der Wand-
Eindruck" aus-
zuweichen. So
stehen uns die
flächigen Kon-
zeptionen der

Vor-Renais-
sance , stehen
uns chinesische
und japanische

Dimensionie-
rungenjetztbe-
sonders nahe.

Jungnickels
Art erinnert an
die intensive
Durchdringung
von Natur-My-
stizismus und

realistischer

L. H. JUNGNICKEL. FARBIGE HOLZSCHNITTE. »MARABUS« U. »BLAUER KAKADU«

Kühnheit, wel-
che die alte

oberdeutsche
Schule charak-
terisierte. Gro-
tesk phanta-
stisch, wenn
er seiner or-
namental - de-
korativen Lau-
ne die Zügel
schießen läßt,
von einer oft
noch wirr ge-
drängten pri-
mitiven Ergrif-
fenheit dem in
ihm ringenden

Welteindruck
gegenüber, ist
er, wo es gilt,
denTatbestand
der realen Er-
scheinung auf-
zunehmen —
unerbittlich ge-
nau. Diese Zei-
chen , welche
er als das ihm
notwendigeAl-
phabetbetrach-
tet, um daraus
Laute eigener
Weise zu bil-
den, notiert er
mit ehrfürchti-
ger Wahrheit.
Dies zeigen
hier die feinen
Konturen sei-
ner Mädchen-
köpfe und die

Charakteristi-
ken seinerTier-
studien. Mit
dem Instinkt
für das Ent-
scheidende be-
gabt, erfühlt
der Künstler
die Struktur
seines Modells
und weiß ihre

organische
Aufgabe, klar
und prägnant
über alles De-

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