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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

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Zuckerkandl, Berta: Ludwig Heinrich Jungnickel
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https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0374

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Ludwig Heinrich Jungnickel-Frankfurt.

LUDWIG HEINRICH JUNGNICKEL-FRANKFURT. »FARBIGER DRUCKSTOFF« AUSF : WIENER WERKST.

tail herrschend, sichtbar zu machen. Die
in jedem Federnschwung sich blähende Fanfa-
ronade des Hahnes; die monströse Phantastik
der Marabuleiber, das sind Dokumente einer
eminent scharfen Naturauffassung.

Jungnickels Konzeption der Farbengebung
ist rein dekorativ; die scharf gesonderten
Farbengrenzen bilden die Kontur, geben das
Bildornament. Der starke Lokalton, in gegen-
sätzlichen Farben hart aneinandergesetzt, läßt
Stimmungen lebendig werden, die im Hexen-
kessel der österreichischen Nationalitäten-

mischung uralte Heimkünste bewahrt haben.
Über die Natur hinauszugelangen, oder vielmehr
ihr Wille und Vorstellung einer Menschensehn-
sucht aufzuzwingen, dies ist eben des jungen
Künstlers eigentlichstes Bekenntnis. Und in
ihm mag halb unbewußt noch, doch mit treiben-
der Kraft die Sehnsucht zum Stil werden, die
Goethe im Faust in den Worten ausspricht:

„Was zur Verzweiflung mich beängstigen könnte!
Zwecklose Kraft unbändiger Elemente!
Da wagt mein Geist sich selbst zu überfliegen;
Hier möcht' ich kämpfen, dies möcht' ich besiegen."

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