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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

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Delhorbe, René: Architekt Dagobert Peche
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https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0377

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ARCHITEKT DAGOBERT PECHE-WIEN.

„Chez un tel homme, les images sensuelles prennent une
acuite exceptionnelle, rompent l'harmonie, ou pour parier
librement, la mediocrite de notre vision ordinaire." M. Bai res

Zum ersten Mal, wenn mir recht ist, erscheint
Peches Name in einer deutschen Kunst-
zeitschrift. Es ist in der Tat am Platze, auch
einem größeren Kreis die Bekanntschaft dieses
originellen Talentes zu vermitteln, das seine
Emotionen so beredt und auf so mannigfaltige
Weise auszusprechen weiß.

Der geringe Raum, der zu meiner Verfügung
steht, gestattet mir nicht, auf die Werke Peches
im einzelnen einzugehen. Ich muß mich damit
begnügen, wenn es mir gelingt, ihrem Wesen
im ganzen gerecht zu werden. Vor allem: Wer
ist Peche? Er ist ein Junger, ein ganz Junger
sogar. Und doch, wenn man seine Werke be-
trachtet, ist man von ihrer Reife ebenso frap-
piert wie von ihrer Originalität. Seine Stärke
und seine Überlegenheit über viele Moderne
ist ohne Zweifel in seiner hohen klassischen
Kultur begründet, ich will damit sagen, in seiner
großen Kenntnis und seinem tiefen Verständnis
für vergangene Kunst. Und ist diese nicht der
Eckstein jedes Werkes von dauerndem Wert?

Peche hat, beiläufig gesagt, durch drei Jahre
den Unterricht des lieben und verehrten Meisters
Ohmann genossen; das ist mehr als ein glück-
licher Zufall. Und weil er der Natur mit Ge-
wissenhaftigkeit nachgegangen ist, kann er sie
so stilisieren — oder nein — zu solchen Syn-
thesen zusammenfassen.

Wenn man nach anderen Einflüssen suchen
wollte, würde man auf Botticelli und Aubrey
Beardsley stoßen, Vorbilder, zu denen ihn sein
rastloses, gewissermaßen verzweif elndesBedürf-
nis nach Verfeinerung trieb. Dies zur Charakteri-
sierung seiner Kunst; aber das ist nicht alles,
in ihm ist mehr. Sie ist zart und subtil, seine
Kunst. Und wenn man ein Wort gebrauchen
darf, dem zu oft ein übler Beigeschmack gege-
ben wird, so möchte ich sagen, sie ist pervers.
Dank seiner Phantasie werden wir uns um
so besser bewußt, wieviel uns fehlt. Er öffnet
unseren erstaunten, entzückten Blicken eine
Welt, in der wir als Kinder gelebt haben. Was
nur Traum, Vision war, nimmt die Gestalt der
Wirklichkeit an. Es ist ein Farbenspiel von
exquisiter Harmonie, ein Träufeln von köstlichen

1913. XI. G.

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