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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

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Breuer, Robert: Die Architektonisierung des Lichtes. Zu neuen Arbeiten von Gottfr. Heinersdorff.
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https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0391

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Die Architektonisierung des Lichtes.

VERGLASUNG.
ENTW: MAX
PECHSTEIN.

AUSFUHRUNG:
GLASMALEREI
HEINERSDORFF-
BERLTN.

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ein Äußerstes an Raumumfestigung. Die Far-
bengewalt der Fenster zwingt den Blick stärker,
als eine steinerne Mauer dies vermöchte: sich
eingeschlossen zu fühlen, dem Draußen unend-
lich fern, geborgen in einer eigenen, heiligen
Welt. Die Transparenz des Glasbildes ist eine
Täuschung, die Öffnung wird um ihre Absicht
betrogen: das farbige Fenster ist nicht eine
Schleuse, vielmehr eine Veredelung der Mauer,
vielmehr eine Konzentration und Bereicherung
des Räumlichen. Das Glasbild ist nicht eine
Pause, vielmehr ein wesentlicher Faktor der
architektonischen Rechnung. Darum, als ein Ar-
chitekturteil muß es selber architektonisch ge-
staltet, muß es in sich aufgebaut sein. Das Skelett
solches Aufbaues sind die Bleiruten; das eigent-
liche Baumaterial bilden die Glastafeln, die, zu-
geschnitten, dem Gerüst eingefügt werden. Die-
ses Ineinanderpassen von steifender Konstruk-

tionslinie und füllender Farbfläche, dem Prinzip
des Fachwerkes verwandt, ist technisch das Ent-
scheidende. Man spräche darum weit richtiger
von Glasmosaik als von Glasmalerei. Denn,
das wenige, was der Pinsel durch Eintragen
von Schwarzlot und Silbergelb zur Mehrung
des Effektes leisten kann, geschieht unter eifer-
süchtiger Kontrolle des architektonischen Emp-
findens. So war es zu allen klassischen Zeiten
der Glasmalerei; so ist es wieder heute, nach-
dem das aus der turbulenten Vitalität des Ba-
rock entartete, dem Glas aufgeklebte Staffelei-
bild überwunden wurde.

» » »

Durch ihre architektonische Bestimmung und
die davon abhängige Technik sind der Glas-
malerei alle naturalistischen Tendenzen ver-
wehrt. Es wäre verhängnisvoll, würden der
Wand greifbare Blumen und spazierbereite

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