Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

DOI article:
Grolman, E. von: Die moderne Schweizer Schule. Ausstellung der Wiesbadener Gesellschaft für bildende Kunst
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0420

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die moderne Schweizer Schule. Ausstellung Wiesbaden.

eduard stiefel - zürich.

gemälde-skizze »ruhe«

sein feines Silbergrau auf (Abb.S. 391); Vallet,
in dem kleinen „La Neige" mit den feinen blau-
gelben Tönen leicht und flüssig, bleibt in den
großen Werken, unbeschadet der koloristischen
Werte seiner „ Butternden", merkwürdig schwer
und erdig in der Farbe. Die Stilleben de
Meurons dagegen, dessen kleine „Stopferin"
ganz die keusche Anmut ihres Alters atmet
(Abb. S. 391), muten in ihrem kreidigen Impressio-
nismus neben den glockenhellen Tönen der
neuen Schule doch schon etwas wunderlich an.
Das duftige Sommeridyll Herrnanjats (Abb.
S. 406) leidet nur etwas durch den Gegensatz
der märchenhaften Landschaftstimmung und der
ein wenig rüpelhaften Staffage.

Folgt die Gruppe der von Cezanne Angereg-
ten, der ja ganz im Gegensatz zu van Gogh
gebrochene, ja selbst stumpfe Farben liebt.
Schon der Alte auf der Bank von Boss ge-

hörte hierher, desgleichen Blanchets seelisch
und koloristisch bedeutendes Porträt (Abb.
S. 401) samt Amiets schon erwähnten Werken,
von denen die „drei Akte" ganz das stumpfe
wässerige Grün Cezannes zeigen. Bleiben
noch die Extremen, die, soweit sie nicht dem
Kubismus huldigen, meist im Banne Cezannes
stehen. Dagegen gehen G. Giacomettis kraft-
volle koloristische Versuche mehr in der Rich-
tung van Gogh's, nur die leicht aufgelöste Form
bringt ihn den Jüngsten näher und stellt ihn zur
Hodler-Buri- Gruppe in Gegensatz, bei der jeden-
falls vorläufig, auch abgesehen von der Persön-
lichkeit Hodlers, die originale Leistung und Be-
deutung der zeitgenössischen Schweizer Kunst
liegt. Möge es ihr beschieden sein, sich in
gleicher Gesundheit, Kraft und Schönheit weiter
zu entwickeln, ohne daß die Unruhe unserer Zeit
vorzeitig ihre Blüte knickt! v. grolman.

405
 
Annotationen