Haus Herzberg in Essen an der Ruhr.
PROFESSOR EDMUND KORNER.
HAUS HERZBERG ESSEN. »KÜCHE«
inneren Organismus, diesen Kristall, der sich
um eine Wohndiele bildet. Pergolen, Balkone,
Terrassen und Zierbrunnen hat keine phan-
tastische Laune geschaffen. Sie sind Teile dieses
klar geordneten Organismus, sachliche und
selbstverständliche Erweiterungen der Räume.
Die Farbenfreudigkeit des Außenbaues, die
holländischen Klinker, die mit der hellen Hau-
steingliederung und der silbergrauen, feuchten
Atmosphäre sich zu stimmungsvollen Klängen
einigen, ist nur ein Vortakt, ein Anschlag, der
noch nachklingt, wenn man die vornehmen, aber
einfach gehaltenen, weißgelben Räume der Gar-
derobe und des Korridors betritt. Dann aber
setzt in der Diele, dem Zentrum der Anlage,
eine sprühende Musik erst ein. Durch die
fünf schmalen hohen Fensteröffnungen des halb-
runden Ausbaues flutet das Sonnenlicht herein
zwischen bunten und seidenen Behängen über
violette Sessel und Teppiche. Die anstoßenden
Räume sind erfüllt von satten Farben, einem
matten Lila, einem leuchtenden Kornblumen-
blau , einem purpurnen Rot. Kostbare Hölzer
und reiche Stoffe steigern den farbenreichen
Eindruck. Eine phantastische Farbenpracht.
Und es ist seltsam: das Gewagteste an Farben
wird hier möglich. Von irgendwo, man weiß nie
woher, schwebt ein Medium über diesen leuch-
tenden Farben, das ihre krassen Gegensätze
mildert und sie verwebt zu klangvollen, harmo-
nischen Farbensymphonien. Zu den sachlich ge-
gliederten Möbeln, den reizvollen Durchblicken
der Räume, der schönen Aufteilung der Wände
ist ein weiteres Wort unnötig. Heiterkeit, Be-
haglichkeit, Traulichkeit, eine wohnliche Wärme
durchflutet die Räume. Man „ergeht" sich mit
Wohlbehagen durch diese aneinander gereihten
Zimmer eines Kaufmannes, der hier in seinen
Mußestunden Erholung von der Arbeit einer
rastlos tätigen Industriestadt sucht.
Aus dem Ostviertel der Stadt grüßt herüber
die leuchtende Kupferkuppel der Synagoge.
Wenige Wochen noch, und der Bau sieht zum
ersten Male eine feierliche Menge in seiner
weiten Halle. Es ist das Gegenstück zum Hause
Herzberg. Dort der Baumeister, der behagliche
Wohnstätten schafft. Hier der überschäumende
Monumentalarchitekt, der für die Idee eines
Gotteshauses kraftvolle Rhythmen fand. —
DR. RICHARD KLAPHECK - DUSSELDORF.
418
PROFESSOR EDMUND KORNER.
HAUS HERZBERG ESSEN. »KÜCHE«
inneren Organismus, diesen Kristall, der sich
um eine Wohndiele bildet. Pergolen, Balkone,
Terrassen und Zierbrunnen hat keine phan-
tastische Laune geschaffen. Sie sind Teile dieses
klar geordneten Organismus, sachliche und
selbstverständliche Erweiterungen der Räume.
Die Farbenfreudigkeit des Außenbaues, die
holländischen Klinker, die mit der hellen Hau-
steingliederung und der silbergrauen, feuchten
Atmosphäre sich zu stimmungsvollen Klängen
einigen, ist nur ein Vortakt, ein Anschlag, der
noch nachklingt, wenn man die vornehmen, aber
einfach gehaltenen, weißgelben Räume der Gar-
derobe und des Korridors betritt. Dann aber
setzt in der Diele, dem Zentrum der Anlage,
eine sprühende Musik erst ein. Durch die
fünf schmalen hohen Fensteröffnungen des halb-
runden Ausbaues flutet das Sonnenlicht herein
zwischen bunten und seidenen Behängen über
violette Sessel und Teppiche. Die anstoßenden
Räume sind erfüllt von satten Farben, einem
matten Lila, einem leuchtenden Kornblumen-
blau , einem purpurnen Rot. Kostbare Hölzer
und reiche Stoffe steigern den farbenreichen
Eindruck. Eine phantastische Farbenpracht.
Und es ist seltsam: das Gewagteste an Farben
wird hier möglich. Von irgendwo, man weiß nie
woher, schwebt ein Medium über diesen leuch-
tenden Farben, das ihre krassen Gegensätze
mildert und sie verwebt zu klangvollen, harmo-
nischen Farbensymphonien. Zu den sachlich ge-
gliederten Möbeln, den reizvollen Durchblicken
der Räume, der schönen Aufteilung der Wände
ist ein weiteres Wort unnötig. Heiterkeit, Be-
haglichkeit, Traulichkeit, eine wohnliche Wärme
durchflutet die Räume. Man „ergeht" sich mit
Wohlbehagen durch diese aneinander gereihten
Zimmer eines Kaufmannes, der hier in seinen
Mußestunden Erholung von der Arbeit einer
rastlos tätigen Industriestadt sucht.
Aus dem Ostviertel der Stadt grüßt herüber
die leuchtende Kupferkuppel der Synagoge.
Wenige Wochen noch, und der Bau sieht zum
ersten Male eine feierliche Menge in seiner
weiten Halle. Es ist das Gegenstück zum Hause
Herzberg. Dort der Baumeister, der behagliche
Wohnstätten schafft. Hier der überschäumende
Monumentalarchitekt, der für die Idee eines
Gotteshauses kraftvolle Rhythmen fand. —
DR. RICHARD KLAPHECK - DUSSELDORF.
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