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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

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Breuer, Robert: Ein neues Lichtspielhaus. Erbaut von Hugó Pál
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https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0450

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Ein Lichtspielhaus

erbaut von Hugo Pal.

architekt hugö pal—berlin.

marmorhaus-theater. »garderoben-halle«

konzentrieren die Aufmerksamkeit, drängen sie
gegen den Mittelpunkt. Sechs silberne Figuren,
die um die Bühnenöffnung schweben, verstär-
ken durch ihr erregtes Gleißen den Zwang
dieser raffinierten Apparatur. Wenn das Auge
sich aus der Umarmung dieser Effekte löst, um
wieder die Decke zu suchen, glaubt es doppelt
an eine beträchtliche Höhe. Plötzlich entdeckt
es im Zenith eine schwebende Sensation; in
einem Oval, von silbrigen Hieroglyphen um-
zäunt, eine Apotheose der heiligen Affen. Die
geschwänzten Grimassen springen durch ent-
renktes Geäst, sie schaukeln in rätselhaften
Kurven. Der Maler des Bildes heißt Cesar
Klein, ein sehr geschickter Dekorateur aus
der Gruppe derer um Pechstein. Er hat auch
die Tempelbilder des Foyers gemalt. Der Bild-
hauer, der die Bajaderen des Bühnenrahmens
schuf, heißt Sieburg und gehört zu der jungen,
talentvollen Gruppe der Haller, Gerstel, Albiker,
Henning. Auch in diesen Silberpuppen düftelt
der Urwald des Ganges: Indokino. r. Breuer.

.... Einen lebhatten und deutlichen Gedanken
in helles Licht zu setjen, ist ein Gefühl, das den
Ausdruck findet, glücklicher als ein Wissen, das nach-
ahmt, ist eine Rücksichtslosigkeit, die den Formen
Gewalt antut, indem sie Einzelheiten überspringt,
dem Temperament günstiger als eine bedächtige Ge-
schicklichkeit, die den Formen huldigt, indem sie sich
in den Einzelheiten beweisen will; und zuguterle{jt
trifft, besonders in Dingen einer witjigen und tollen
Phantasie, eine kühne Unwissenheit, die, auf die
Gefahr hin, einige Züge zu vergessen und einige
Formen zu brechen, auf den Gedanken, auf den
ihr Augenmerk gerichtet ist, etwas brutal zustürzt,
meistens besser das Ziel als ein gescheiteres aber
kraftloseres Talent, das durch alle Winkelzüge einer
feinen Ausführung und einer treuen Nachahmung
langsam danach strebt. RUDOLF TÖPFFER.

»Es gibt kein Vergangenes, das man zurücksehnen
dürfte, es gibt nur ein ewig Neues, das sich aus den
erweiterten Elementen des Vergangenen gestaltet, und
die echte Sehnsucht muß stets produktiv sein, ein
neues, besseres Erschaffen.« GOETHE.

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