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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

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Braungart, Richard: Vom Kunsthandel
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https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0455

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Vom Kunsthandel.

ARCHITEKT HUGO PAL—BERLIN.

MARMORHAUS-THEATER. »ZUSCHAUERRAUM«

Geschäftszweig — nur dann, wenn der Händler
Nachfrage und Angebot in Einklang zu bringen
weiß; mit anderen Worten: wenn er dem Ge-
schmack des kaufenden Publikums auf halbem
Wege entgegenkommt. Nur recht naive Leute
werden sich über solche „Menschlichkeiten"
ernstlich aufregen oder etwa gar hoffen, daß
diese Zustände früher oder später einmal eine
Wendung zum Idealen nehmen werden.

Daß der Geschmack des kauf enden Publikums
mit dem des Kenners nur selten in der Be-
wunderung eines und desselben Objektes zu-
sammentrifft, weiß man ja, und ein Lamento
darüber ist ebenso überflüssig wie eine Unter-
suchung der Ursachen dieses gewiß bedauer-
lichen Zustandes. Für den Kunsthändler aber
ergibt sich daraus ohne weiteres die Notwen-
digkeit, immer möglichst viel von jener Gattung
„Ware" auf Lager zu halten, die dem Kenner
Pein bereitet, dem Publikum aber gefällt. Denn
tut er das nicht, so geht eben die Kundschaft
zum Konkurrenten, der klüger ist wie er; und

was nützen ihm dann seine guten, von der
Kritik bewunderten Bilder, wenn sie ihm doch
wie Blei liegen bleiben? Was die Kritik sagt,
beachtet der größte Teil des Publikums ohne-
hin fast gar nicht. Man kauft, was gefällt, und
kümmert sich nicht um die Meinung anderer
Leute, und wären sie noch so berufen. Und
man sucht jene Firmen auf, bei denen man
das Gewünschte zu finden gewohnt ist. Eine
sehr einfache Relation, gegen die keine noch
so ideale Phrase aufzukommen vermag.

Aber wäre nicht vielleicht doch eine Bes-
serung dieser Verhältnisse möglich? Als Ant-
wort setze ich die Ausführungen eines älteren
und vielerfahrenen Kunsthändlers her, die ich
einmal zufällig erlauscht habe. Von einem Be-
sucher gefragt, warum er denn eigentlich so
wenig moderne und modernste Bilder führe,
entgegnete er ungefähr folgendes: Er für seine
Person täte es sehr gerne; denn vieles gefalle
ihm selbst gut, und er sei überzeugt, daß nicht
weniges von dem, was heute noch umstritten

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