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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 32.1913

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Kleine Kunst-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7014#0471

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LANGENZERSDORFER KERAMIKEN. Im
_/ ersten Augenblick mag es freilich seltsam
erscheinen, wenn jemand behauptet, daß die
künstlerische Produktion an irgend einem be-
wohnten Orte dieser Erde das Maß des Wün-
schenswerten überschreite. Sollte man doch
glauben, daß die Menschen so leicht nicht zu
viel ihrer besten Güter haben könnten. Aber
vom wirtschaftlichen Standpunkt aus betrachtet,
bekommt die anscheinend so paradoxe Behaup-
tung ihren Sinn. Soll die Kunst
ihrer freilich nicht immer deut-
lich erkannten Aufgabe gerecht
werden, so muß sie unser aller
Leben bereichern. Das wird ihr
leicht und möglich, wenn wir
alle guten Willens sind. So wir
aber stumpf, gleichgültig, träge,
verdrossen und verschlossen
sind, blüht uns alle Kunst ver-
gebens. Und in diesemSinne kann
man von der kunstreichen öster-
reichischen Hauptstadt Wien
wohl sagen, daß seine künstle-
rische Produktion zu groß ist, zu
groß, nämlich im Vergleiche zu
der Aufnahmsfähigkeit, derKauf-
kraft seiner Bewohner. Das ist
in Wien so, wie in den meisten
Städten Österreichs. Als die
natürliche Folge solchen Zustan-
des kann man eine wahre Heimat-
flucht der österreichischenKünst-

ler feststellen, die im aufnahmsfähigeren Aus-
land ein reicheres Feld für ihre Betätigung
suchen und finden. — Wien hat für seine Künst-
ler der großen Aufgaben immer nur verschwin-
dend wenige zu vergeben. Dieser Mangel aus-
reichender und wohlentlohnter Arbeit hat zur
Folge, daß sich die Mehrzahl der Künstler in
recht enge Grenzen gewiesen sieht. Plastiker
beispielsweise, deren Begabung die Durchfüh-
rung großer, monumentaler Arbeiten verlangt,
sind gezwungen, sich in Klein-
kunstzu erschöpfen. Auch solche
Werke brauchen zwar des mo-
numentalen Zuges nicht notwen-
digerweise zu entbehren; aber
der eigentliche, ebenbürtige Aus-
druck der künstlerischen Gestal-
tungskraft, aus der sie geschaffen
wurden, sind sie doch nicht.
Andererseits muß zugegeben
werden, daß ein großer Teil der
Wiener Plastiker eine besondere
Begabung für die Kleinkunst be-
sitzt, in der sie höchst eigenarti-
ge, intime Wirkungen zu schaffen
vermögen. Das erweisen auch
die keramischen Kleinplastiken
E. Klablenas. Sie sind ty-
pische Wiener Schöpfungen,
voller Anmut und Geschmack,
überaus reizvoll in der Farbe
und vollendet in der technischen
Behandlung. franz planer.
 
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