Richtige Einstellbarkeit für die Kunstbetrachtung.
auffassung und Denkweise gemäßen Anschau-
ungsart und so gelangt er erst nach und nach
bei fortschreitender geistiger Entwicklung zur
Einsicht seiner früheren geschmacklichen Un-
bildung und Urteilsunfähigkeit.)
Manmuß also das Verständnis dafür erwecken,
daß Kunst das Ergebnis eines veredeln-
den Umdenkungsvorganges ist, das bei
hoher Empfindsamkeit durch die Fähigkeit erzielt
wird, einen Gegenstand (Papier, Leinwand, Holz,
Gips, Stein) zur übertragbar fortwirken-
den Verkörperung (Transsubstantiation) von
Willen und Empfindung zu machen. —
Die Stärkegrade der Verinnerlichung bei der
künstlerischen Empfängnis und der schöpferi-
schen Gestaltungsfähigkeit bilden den Maßstab
für die Bewertung der künstlerischen Leistung.
— Hat der Beschauer das begriffen, so heißt es
für ihn, sich richtig einstellen, denn die Wirk-
samkeit eines Werkes schwankt nach dem
Maße der geistigen Eindrucksfähigkeit des Be-
trachters: Für einen Pavian bleibt das aus-
erlesenste Wunderwerk ein bekritzeltes Stück
Papier, in das leider kein Käse gewickelt ist
oder ein mit unschmackhafter Schmiere beklei-
sterter Lappen. — Wenn sich der Beschauer
(der also kein Affe sein darf) auf den richtigen
Standpunkt einschraubt, so wird er aber bei
einer dekorativen Komposition die Schönheit
einer geschlossenen Wirkung, das harmonische
Zusammenspiel feinfühlich abgewogener Ver-
hältnisse nachempfinden können, wird bei einer
guten Zeichnung den Reiz des Graphischen wir-
ken fühlen oder die richtig beobachtete und
überzeugend wiedergegebene Form einer Inner-
liches offenbarenden Bewegung bewundern und
bei einer mit Hingebung erlebten Landschaft
mit allen Sinnen von der Erhabenheit, Wild-
heit oder Friedlichkeit eines Natureindruckes
bewegt werden.
Wer so an der Steigerung seiner Feinfühligkeit
arbeitet, der wird sich zur Genußfähigkeit für
die reinsten, dem Menschengeiste zugänglichen
Freuden erziehen und die Vorbedingungen für
günstigere Kunstentfaltung schaffen helfen.
Denn es ist ein ungesunder Zustand, wenn
sich die eine Künstlergattung in ihrer Enttäu-
schung über vermeintliche Verständigungsun-
möglichkeit absichtlich in immer schwerer
verfolgbare Pfade verrennt, während die
andere Künstlerart die anregendsten Ent-
stehungsanlässe und das stärkste Ge-
staltungsbedürfnis jahraus, jahrein, das
keimende geistige Leben vernichtend, unter-
drücken muß, weil nach Meinung dermeisten
Verleger das Publikum unabänderlich verständ-
nislos und ganz versessen auf den allerbanal-
sten Schund sei. — Ich schlage also, zum Vor-
teil beider Parteien (Publikum und Künstler),
einen Verständigungsfrieden vor. f. Christophe.
auffassung und Denkweise gemäßen Anschau-
ungsart und so gelangt er erst nach und nach
bei fortschreitender geistiger Entwicklung zur
Einsicht seiner früheren geschmacklichen Un-
bildung und Urteilsunfähigkeit.)
Manmuß also das Verständnis dafür erwecken,
daß Kunst das Ergebnis eines veredeln-
den Umdenkungsvorganges ist, das bei
hoher Empfindsamkeit durch die Fähigkeit erzielt
wird, einen Gegenstand (Papier, Leinwand, Holz,
Gips, Stein) zur übertragbar fortwirken-
den Verkörperung (Transsubstantiation) von
Willen und Empfindung zu machen. —
Die Stärkegrade der Verinnerlichung bei der
künstlerischen Empfängnis und der schöpferi-
schen Gestaltungsfähigkeit bilden den Maßstab
für die Bewertung der künstlerischen Leistung.
— Hat der Beschauer das begriffen, so heißt es
für ihn, sich richtig einstellen, denn die Wirk-
samkeit eines Werkes schwankt nach dem
Maße der geistigen Eindrucksfähigkeit des Be-
trachters: Für einen Pavian bleibt das aus-
erlesenste Wunderwerk ein bekritzeltes Stück
Papier, in das leider kein Käse gewickelt ist
oder ein mit unschmackhafter Schmiere beklei-
sterter Lappen. — Wenn sich der Beschauer
(der also kein Affe sein darf) auf den richtigen
Standpunkt einschraubt, so wird er aber bei
einer dekorativen Komposition die Schönheit
einer geschlossenen Wirkung, das harmonische
Zusammenspiel feinfühlich abgewogener Ver-
hältnisse nachempfinden können, wird bei einer
guten Zeichnung den Reiz des Graphischen wir-
ken fühlen oder die richtig beobachtete und
überzeugend wiedergegebene Form einer Inner-
liches offenbarenden Bewegung bewundern und
bei einer mit Hingebung erlebten Landschaft
mit allen Sinnen von der Erhabenheit, Wild-
heit oder Friedlichkeit eines Natureindruckes
bewegt werden.
Wer so an der Steigerung seiner Feinfühligkeit
arbeitet, der wird sich zur Genußfähigkeit für
die reinsten, dem Menschengeiste zugänglichen
Freuden erziehen und die Vorbedingungen für
günstigere Kunstentfaltung schaffen helfen.
Denn es ist ein ungesunder Zustand, wenn
sich die eine Künstlergattung in ihrer Enttäu-
schung über vermeintliche Verständigungsun-
möglichkeit absichtlich in immer schwerer
verfolgbare Pfade verrennt, während die
andere Künstlerart die anregendsten Ent-
stehungsanlässe und das stärkste Ge-
staltungsbedürfnis jahraus, jahrein, das
keimende geistige Leben vernichtend, unter-
drücken muß, weil nach Meinung dermeisten
Verleger das Publikum unabänderlich verständ-
nislos und ganz versessen auf den allerbanal-
sten Schund sei. — Ich schlage also, zum Vor-
teil beider Parteien (Publikum und Künstler),
einen Verständigungsfrieden vor. f. Christophe.