Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 42.1918

DOI Artikel:
Fahrenkamp, E.: Ein Backsteinhaus von E. Fahrenkamp
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7199#0088

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
arch. e. fahkenkamp-dusseldokf.

»landhaus august ott—aachen«

EIN BACKSTEINHAUS VON E. FAHRENKAMP.

Der Ziegelrohbau ist im Rheinland sehr in
Mißkredit geraten. Wo er noch angewen-
det wurde, war er ganz falsch verstanden. Man
machte Anlehnungen bei der märkischen oder
oberitalienischen Backstein - Architektur oder
brachte süddeutschen Putzbau ins Rheinland.
Aachen besaß eine große Anzahl alter typischer
Backsteinhäuser, die der Klassizismus des aus-
gehenden 18. Jahrhunderts leider mit einer
Putzschicht überdeckte, weil das Verständnis
für die farbigen Reize des Backsteins in Ver-
bindung mit den einfachen, glatten Haustein-
fensterumrahmungen, ganz verloren gegangen
war. Mußte sich ja selbst das wunderbare
Wespiensche Patrizierhaus zu Aachen von Jo-
hann Josef Couven diesen schauerlichen Putz
gefallen lassen. In Düsseldorf wars das Jäger-
hofschloß u. a. m. Die ästhetischen Eigenarten
des Backsteinbaues fordern ein schwaches Re-
lief, keine starken Ausladungen. Man schämte
sich dieser harmlosen, heimatlichen Bauweise,
zu der unsere Vorfahren durch die Landschaft

und die klimatischen Verhältnisse gezwungen
worden waren. Die italienische Villa und das
französische Rokoko mußten nachgeahmt wer-
den. Man hatte vergessen, daß der blaue Him-
mel des Südens im Industriegebiet fehlte. Die
feuchte Atmosphäre bringt Rauch- und Wasser-
gase nieder und bedeckt die anfänglich so sau-
beren Putzbauten mit einer Schmutzkruste.
Der Backstein allein wird diesen klimatischen
Verhältnissen gerecht, er wird mit zunehmen-
dem Alter unter der Patina der Industrie nur
schöner und verbindet sich mit den Farben der
Landschaft zu klangvollen Akkorden. Da diese
schlichten Backsteinbauten fast zeitlos in ihrer
Sachlichkeit sind, ist die Übertragungsmöglich-
keit auf moderne Bauaufgaben sehr leicht. Die
Wiederbelebung des Backsteinbaues ist somit
eine der wichtigsten Aufgaben des rheinischen
Architekten, umsomehr, als wir in dem hollän-
dischen Klinker ein ausgezeichnetes Material
besitzen, der den rohen Ringofenstein in For-
mat und Farbe weit übertrifft, e. fahrenkamf.
 
Annotationen