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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 42.1918

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Merbach, Paul Alfred: Ein Plakat-Wettbewerb für Angehörige des deutschen Heeres
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https://doi.org/10.11588/diglit.7199#0157

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Kameraden!
Je mehr Ihr

Kriegsanleihe

zeichnet.umso eher
fällt der letzte Schuss.

lUSSj

WETTBEWERB
VON HEERES-
ANGEHÖRIGEN.

MOTTO DEP LETZTE SCHUSSj

EIN PLAKAT-WETTBEWERB FÜR ANGEHÖRIGE DES DEUTSCHEN HEERES.

Ende Dezember 1917 erließ das Kriegs-
presseamt (Berlin) ein Preisausschreiben,
um für die bevorstehende achte Kriegsanleihe
Entwürfe zu einem Plakat zu gewinnen. Zuge-
lassen zu diesem Ausschreiben waren ausschließ-
lich Angehörige des deutschen Heeres. Dieser
Wettbewerb fand eine ungeahnt zahlreiche Be-
teiligung : von der Front und aus Ersatztruppen-
teilen, aus der Etappe und Heimat, aus Laza-
retten und Genesungsheimen gingen über 1900
Entwürfe ein, die des Spruches harrten. In
Hinblick auf die zahlreichen und mannigfaltigen
Schwierigkeiten, welche die Teilnehmer an dem
Ausschreiben in jedem Sinne zu überwinden
hatten, hatte man darauf verzichtet, Vorschriften
und Bestimmungen über Format und Ausführung
der Entwürfe zu erlassen. So war der Phantasie
und den technischen Herstellungsmöglichkeiten
der weiteste Spielraum gegeben: jedes Format
und jedes, oft recht primitive, Material wurde
verwendet! Pack- und Schreibpapier dienten
als materielle Basis des Gedankens; Ölfarbe,
Bunt- und Schwarzstift, ja sogar in einem Falle
Ofenlack gaben ihm Form und Gestalt. So
wurde jede Art malerischer wie zeichnerischer
Technik in den Dienst einer Aufgabe gestellt,

die, wie die zahlreiche Beteiligung am Aus-
schreiben bezeugt, auf das Interesse und die
Anteilnahme weiter Kreise gestoßen war. Und
solche Mannigfaltigkeit trat auch in der Ver-
packung gar vieler Entwürfe zu Tage; zu Kon-
servenbüchsen und Ofenrohrfragmenten hatte
mancher gegriffen, um sein Werk an den Ort
der Bestimmung gelangen zu lassen! In allen
Farbenstufen und in Schwarz-Weißmanier trat
manch' neuer Gedanke ans Licht, unterstützt
durch ein zündendes Wort, das von Vaterlands-
liebe und Zuversicht kündet und das die mah-
nende und werbende Wirkung der bildlichen
Darstellung gut unterstützt. Gerade die Blätter,
die aus ungeschultem Können stammen, zu deren
Ausführung die des Griffels und Stiftes lange
entwöhnte Hand wieder zum friedlichen Werk-
zeuge griff, bieten nach Form und Inhalt das
weiteste Interesse; das Denken und Fühlen des
Mannes, der seit Jahr und Tag in mannigfacher
Weise im schweren Kampfe für die Heimat steht,
hat sichtbare Gestalt angenommen und überträgt
sich in fast unstillbarer Mitteilsamkeit auf die
Heimat. Ein starkes Zielbewußtsein ist der
Geist, der da draußen, wo diese Entwürfe ent-
stehen, herrscht; er drückt sich in Bild und

XXI. Juni 1918. 8
 
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