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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 42.1918

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Hoffmann, Camill: Bildnis-Aufnahmen von Hugo Erfurth
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https://doi.org/10.11588/diglit.7199#0043

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PHOT. HUGO ERFURTH— DRESDEN.

>DIE TANZERINNEN WIESENTHAL«

BILDNIS-AUFNAHMEN VON HUGO ERFURTH.

Es sind „nur" Photographien. Lichtbilder,
wie man seit einiger Zeit sagt. Aber man
glaubt Bildnisse eines glänzenden, geistreichen
Malers vor sich zu haben. Das ist nicht so ge-
meint, als ob die Photos von Hugo Erfurth
malerisch seien. Das sind sie nebenbei. Das
können ja heute schon viele Liebhaber. Dazu
gehört einiger Geschmack, ein geübter Blick.
Aber die malerische Photographie ist noch keine
gute Photographie und noch lange keine mei-
sterliche, wie es die Erfurths zu sein pflegen.
Man versteht, warum Dichter, Künstler, Schau-
spieler, die nach Dresden kommen, von ihm
aufgenommen sein wollen. Seine Bildnisse ent-
stehen aus der Zusammenarbeit des Abgebil-
deten mit dem Abbildenden. In der Regel,
man erinnere sich, wird man das Opfer des
Photographen. Und fordert der Photograph

nicht mehr geradezu das Lächeln, das die Bilder
so stereotyp macht, so wünscht er doch ent-
schieden die Unterordnung unter die von ihm
gesuchte Wirkung; je mehr er sein Können für
Kunst hält, desto entschiedener. Er, er allein
bestimmt, wie du stehst oder sitzt, er dreht
deinen Kopf nach rechts oder links, oben oder
unten, er stimmt das Licht für dich ab. Du bist
Objekt geworden und er ist viel zu eingenom-
men von seinem Tun, als daß du mitzureden
dich getrautest. Bei Erfurth bleibst du Subjekt!
Man kommt in sein Atelier, das eigentlich ein
privater Salon ist, und spricht mit ihm. Er zeigt
einem vielleicht Bilder. Während des Gesprächs
hat man das Empfinden, als redete man mit
einem Arzt. Man gewahrt, daß man sozusagen
vertraulich ausgehorcht wird, mit innern tasten-
den Organen, und zugleich mit forschenden

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