Bildnis-Aufnahmen von Hugo Erfurth.
Blicken beobachtet. Dann heißt es einmal:
«So könnten wir jetzt die Aufnahme machen".
Daß etwa das Bildnis Meister Gotthardt Kuehls,
des verstorbenen Dresdener Impressionisten,
anders entstanden sei, ist gar nicht denkbar.
Mit welch unmittelbarer Feinheit ist er nun da
mit den übergeschlagenen Beinen, den Stock
überm Knie, Hut und Überrock, ganz zwanglos,
und dies schlaue, weise Lächeln! Der Kopf
nicht scharf herausgearbeitet, ohne Umriß, ohne
feste Linie, matt im Licht, wie es just war.
Keine nachträgliche Retouche. Oder das Bild-
nis Franz Bleis! Dieser nervöse Jesuitenkopf
will klare Linie. Zu ihm gehören die langen,
willensstarken Hände. Senkrecht stützt sich
die geballte Rechte, in welcher das Kinn ruht,
und wird selbst von der Linken gestützt. Auch
hier ein zwangloser Augenblick, aber gleich-
zeitig ein voll bewußter. Erfurth ist der Cha-
rakterphotograph. Nicht ungern photographiert
er Posen und Masken, denn er hat gemerkt:
sie verhüllen zumeist nicht, sondern enthüllen.
Sie verraten Wesenhaftes durch das, was sie
hervorkehren. Darum beirrt er die Abzubil-
denden nicht und läßt sie gewähren. Er über-
rascht sie auch nicht in unbefangenen Sekun-
den, sondern nimmt sie, wie sie sich geben. So
wird jede Aufnahme eine Charakterstudie, für
den Menschenkenner ebenso reizvoll wie für
den Ästheten. . . . camill hoffmann—heller au.
HUGO ERFURTH DRESDEN. »KINDERBILDNIS-AUFNAHME«
Blicken beobachtet. Dann heißt es einmal:
«So könnten wir jetzt die Aufnahme machen".
Daß etwa das Bildnis Meister Gotthardt Kuehls,
des verstorbenen Dresdener Impressionisten,
anders entstanden sei, ist gar nicht denkbar.
Mit welch unmittelbarer Feinheit ist er nun da
mit den übergeschlagenen Beinen, den Stock
überm Knie, Hut und Überrock, ganz zwanglos,
und dies schlaue, weise Lächeln! Der Kopf
nicht scharf herausgearbeitet, ohne Umriß, ohne
feste Linie, matt im Licht, wie es just war.
Keine nachträgliche Retouche. Oder das Bild-
nis Franz Bleis! Dieser nervöse Jesuitenkopf
will klare Linie. Zu ihm gehören die langen,
willensstarken Hände. Senkrecht stützt sich
die geballte Rechte, in welcher das Kinn ruht,
und wird selbst von der Linken gestützt. Auch
hier ein zwangloser Augenblick, aber gleich-
zeitig ein voll bewußter. Erfurth ist der Cha-
rakterphotograph. Nicht ungern photographiert
er Posen und Masken, denn er hat gemerkt:
sie verhüllen zumeist nicht, sondern enthüllen.
Sie verraten Wesenhaftes durch das, was sie
hervorkehren. Darum beirrt er die Abzubil-
denden nicht und läßt sie gewähren. Er über-
rascht sie auch nicht in unbefangenen Sekun-
den, sondern nimmt sie, wie sie sich geben. So
wird jede Aufnahme eine Charakterstudie, für
den Menschenkenner ebenso reizvoll wie für
den Ästheten. . . . camill hoffmann—heller au.
HUGO ERFURTH DRESDEN. »KINDERBILDNIS-AUFNAHME«