Europa und die Ostasiatische Kunst.
ALT-CHINESFCHES
PORZELLAN-GEFÄSS
FÜR TEE. MIT BUNTER
SCHMELZMALEREI.
KANGHI 1660-17 20.
H. MEYL—MÜNCHEN.
keit, sich einen Begriff von den architekto-
nischen Leistungen zu machen. Malerei und
Plastik stehen ja in einem sehr fühlbaren, oft
bis zur Abhängigkeit gesteigerten Verhältnis
der Wechselwirkung mit der machtvollsten und
herrischsten unter den drei Schwesterkünsten,
der Baukunst. Nur wenigen Deutschen war der
Anblick der Bauten Chinas, Indiens und Japans
vergönnt und wird auch in Zukunft nur wenigen
vergönnt sein. Photographien und Mappen-
werke, deren es einige mustergültige — nament-
lich in englischer Ausgabe — gibt, sind doch
nur ein mangelhafter Notbehelf. Allein soviel
zeigen sie immerhin, daß die Großzügigkeit der
chinesischen Auffassung und die reiche Phanta-
stik der indischen sich enthüllen. Beschränkung
auf wenige, aber ungemein sprechende Motive
bei der Anlage im Großen — starke Betonung
der konstruktiven Gliederung — strengste, syste-
matische Über- und Unterordnung herrschender
und dienender Glieder — feinster Linienreiz, der
sich von allem Spielerischen fernhält — ver-
schwenderischerReichtumbei allen Einzelheiten,
die auf Betrachtung aus der Nähe angewiesen
sind: Das alles sind Eigenschaften, die auch auf
bloßen Abbildungen chinesischer Bauten deut-
ALT-CHINESFCHES
PORZELLAN-GEFÄSS
FÜR TEE. MIT BUNTER
SCHMELZMALEREI.
KANGHI 1660-17 20.
H. MEYL—MÜNCHEN.
keit, sich einen Begriff von den architekto-
nischen Leistungen zu machen. Malerei und
Plastik stehen ja in einem sehr fühlbaren, oft
bis zur Abhängigkeit gesteigerten Verhältnis
der Wechselwirkung mit der machtvollsten und
herrischsten unter den drei Schwesterkünsten,
der Baukunst. Nur wenigen Deutschen war der
Anblick der Bauten Chinas, Indiens und Japans
vergönnt und wird auch in Zukunft nur wenigen
vergönnt sein. Photographien und Mappen-
werke, deren es einige mustergültige — nament-
lich in englischer Ausgabe — gibt, sind doch
nur ein mangelhafter Notbehelf. Allein soviel
zeigen sie immerhin, daß die Großzügigkeit der
chinesischen Auffassung und die reiche Phanta-
stik der indischen sich enthüllen. Beschränkung
auf wenige, aber ungemein sprechende Motive
bei der Anlage im Großen — starke Betonung
der konstruktiven Gliederung — strengste, syste-
matische Über- und Unterordnung herrschender
und dienender Glieder — feinster Linienreiz, der
sich von allem Spielerischen fernhält — ver-
schwenderischerReichtumbei allen Einzelheiten,
die auf Betrachtung aus der Nähe angewiesen
sind: Das alles sind Eigenschaften, die auch auf
bloßen Abbildungen chinesischer Bauten deut-