Europa und die Ostasiatische Kunst.
ALT-CHINESISCHE
PORZELLAN -VASE.
HÖHE 46 CM. MIT
FARBIGER MALEREI
CHINA 17. JAHRH.
H. MEYL—MÜNCHEN.
liehst erkennbar sind. Denselben Vorzügen be-
gegnen wir an den chinesischen Bildwerken, Ma-
lereien und kunstgewerblichen Dingen aller Art,
wobei noch der besonders ausgeprägte Sinn,
jedem Stoffe durch die Weise seiner Behandlung
seine letzten Schönheitsgeheimnisse zu entlok-
ken, hervorgehoben werden muß. Dabei hat die
chinesische Kunst kaum geringere Wandlungen
durchgemacht als die europäische. Die statua-
rische Ruhe mancher Bildwerke erinnert an un-
sere romanische Kunst, andere scheinen in ihrer
Bewegtheit den Schöpfungen der Gotik oder
des Barocks verwandt. Epochen herben, erden-
fernen Schaffens, betontester Stilreinheit wech-
seln mit anderen, die — etwa der europäischen
Renaissancekultur entsprechend — Fülle der
Formen, sinnlich weltliche Heiterkeit lieben
und ihre Gebilde mehr den Erscheinungen der
sichtbaren Wirklichkeit nähern. Niemals aber
hat die chinesische Kunst — und die indische
wie die japanische gingen bis zur Schwelle der
Neuheit mit ihr eines Schrittes — die Natur so
getreu wiedergegeben, daß die Geschlossenheit
des Formenorganismus durch das Eindringen
fremder Elemente gesprengt wurde. Eben in
diesem Maßhalten bei der Aufnahme naturalisti-
ALT-CHINESISCHE
PORZELLAN -VASE.
HÖHE 46 CM. MIT
FARBIGER MALEREI
CHINA 17. JAHRH.
H. MEYL—MÜNCHEN.
liehst erkennbar sind. Denselben Vorzügen be-
gegnen wir an den chinesischen Bildwerken, Ma-
lereien und kunstgewerblichen Dingen aller Art,
wobei noch der besonders ausgeprägte Sinn,
jedem Stoffe durch die Weise seiner Behandlung
seine letzten Schönheitsgeheimnisse zu entlok-
ken, hervorgehoben werden muß. Dabei hat die
chinesische Kunst kaum geringere Wandlungen
durchgemacht als die europäische. Die statua-
rische Ruhe mancher Bildwerke erinnert an un-
sere romanische Kunst, andere scheinen in ihrer
Bewegtheit den Schöpfungen der Gotik oder
des Barocks verwandt. Epochen herben, erden-
fernen Schaffens, betontester Stilreinheit wech-
seln mit anderen, die — etwa der europäischen
Renaissancekultur entsprechend — Fülle der
Formen, sinnlich weltliche Heiterkeit lieben
und ihre Gebilde mehr den Erscheinungen der
sichtbaren Wirklichkeit nähern. Niemals aber
hat die chinesische Kunst — und die indische
wie die japanische gingen bis zur Schwelle der
Neuheit mit ihr eines Schrittes — die Natur so
getreu wiedergegeben, daß die Geschlossenheit
des Formenorganismus durch das Eindringen
fremder Elemente gesprengt wurde. Eben in
diesem Maßhalten bei der Aufnahme naturalisti-