Europa und die Ostasiatische Kunst.
ALT-CHINESISCHE GROSSE BRONZE-FIGUR. FÄRB. BEMALT. 15.JAHRH. HUGO MEYL— MÜNCHEN.
scher Einzelheiten darf Chinas, Siams, Indiens
und Japans Schaffen als vorbildlich gelten. Die
Ursache ist nicht zuletzt darin zu suchen, daß
der Ostasiate ein getreues Zeichnen, Malen
oder Modellieren nach der Natur nicht kennt.
Er beobachtet die Natur unermüdlich, zähe und
scharf. Aber solange er beobachtet, verhält er
sich nur aufnehmend. Die schöpferische Arbeit
verrichtet er fern dem Objekt nach dem Bilde,
das er in seiner von Formen erfüllten Seele
vorgestaltet hat. Der Chinese gar, der heute
freilich von den Reichtümern zehren muß, die
vergangene Jahrhunderte aufgehäuft haben,
lernt nach erprobten Musterbüchern Form um
Form, bis er auch das reichste Gebilde, gleich-
sam mit leichtestem Federzuge schreibend, aus-
wendig wiederzugeben befähigt ist. Chinas
Kunst ist noch am besten vor dem Zerfall be-
wahrt geblieben. Jene im Reich der aufgehen-
den Sonne muß fast als zerstört gelten. Sie
ging zugrunde, als sie sich die „Fortschritte"
des europäischen Kunstschaffens zu eigen
machte, als sie jenem traditionsbaren, schran-
kenlosen Naturalismus erlag, von dem unsere
eigene Kunst sich erst in unseren Tagen und
unter schweren Kämpfen befreit.......h. h.
ALT-CHINESISCHE GROSSE BRONZE-FIGUR. FÄRB. BEMALT. 15.JAHRH. HUGO MEYL— MÜNCHEN.
scher Einzelheiten darf Chinas, Siams, Indiens
und Japans Schaffen als vorbildlich gelten. Die
Ursache ist nicht zuletzt darin zu suchen, daß
der Ostasiate ein getreues Zeichnen, Malen
oder Modellieren nach der Natur nicht kennt.
Er beobachtet die Natur unermüdlich, zähe und
scharf. Aber solange er beobachtet, verhält er
sich nur aufnehmend. Die schöpferische Arbeit
verrichtet er fern dem Objekt nach dem Bilde,
das er in seiner von Formen erfüllten Seele
vorgestaltet hat. Der Chinese gar, der heute
freilich von den Reichtümern zehren muß, die
vergangene Jahrhunderte aufgehäuft haben,
lernt nach erprobten Musterbüchern Form um
Form, bis er auch das reichste Gebilde, gleich-
sam mit leichtestem Federzuge schreibend, aus-
wendig wiederzugeben befähigt ist. Chinas
Kunst ist noch am besten vor dem Zerfall be-
wahrt geblieben. Jene im Reich der aufgehen-
den Sonne muß fast als zerstört gelten. Sie
ging zugrunde, als sie sich die „Fortschritte"
des europäischen Kunstschaffens zu eigen
machte, als sie jenem traditionsbaren, schran-
kenlosen Naturalismus erlag, von dem unsere
eigene Kunst sich erst in unseren Tagen und
unter schweren Kämpfen befreit.......h. h.