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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 42.1918

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Corwegh, Robert: Kunstgewerbe auf der Leipziger Messe
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https://doi.org/10.11588/diglit.7199#0075

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KRÜH-BUDDHIST.
GRABSTEIN-RELIEF.
BUDDHA IN WOLKEN
MIT ZWEI APOSTELN
+

AUS DEN FELSEN-
HÖHLEN VON LUNG-
MEN. 6.-9. .1 VHRH.

KUNSTGEWERBE AUF DER LEIPZIGER MESSE.

VON DR. ROBERT CORWEGH.

Die Leipziger Messe feiert in diesem Jahre
ihr 650 jähriges Bestehen. Im Laufe dieser
Zeit hat sich das Gesicht ihres Betriebes sehr
gewandelt. Aus der Warenmesse, zu der in
vergangenen Zeiten der Händler seine Ballen
und Vorräte sandte, ist allmählich eine Muster-
messe geworden. Die Holzhäuser auf dem
Markte und auf anderen benachbarten Plätzen
wichen großen Meßpalästen, an deren lange
labyrinthische Korridore die Abteile mit den
verschiedensten Muster und einzelne Stände
in gewaltiger Zahl sich angliedern.

Wenn nun in diesem Jahre zum ersten Male
das Kunstgewerbe geschlossener als bisher auf-
tritt, so bedeutet es für die Messe selbst in
gewisser Richtung eine Rückkehr zur Waren-
messe. Das Kunstgewerbe von Künstlerhand

(denn vertreten sind neben Sächsischen Kunst-
gewerblern, die Münchner, Berliner, Mann-
heimer und Schlesischen Künstlerinnen-Ver-
eine) will Mustergültiges geben, aber keine
Muster. Künstlerleistung ist stets Einzellei-
stung ; ein Stück kann nicht dem anderen gleichen
wie im Großbetriebe die Ware dem Muster.
Aber gerade in dem Mustergültigen liegt der
Wert des Kunstgewerbes. Unter dem Tausen-
derlei der ausgestellten Gegenständen des täg-
lichen Gebrauchs aus Fabrikbetrieben befriedigt
nur wenig einen geläuterten Geschmack. Der
Fabrikbetrieb macht meist kritiklos und wahllos
Moden nach und vermag sich der hohen Kosten
wegen nicht leicht umzustellen. So lebt heute
noch in der Metallindustrie die Bandwurmlinie
des Jugendstils und manch andere Verirrung
 
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