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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 42.1918

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Corwegh, Robert: Kunstgewerbe auf der Leipziger Messe
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https://doi.org/10.11588/diglit.7199#0076

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ALT-CHINESISCHE PRUNKSCHALE. KUPFER MIT EMAILLE-MALEREI. 173O—1790. BESITZER: HUGO MEYL—MÜNCHEN.

des Geschmacks. Sieht der Besucher der Messe
neben diesen Entgleisungen in einzelnen Ab-
teilungen gute Vorbilder von Künstlerhand, dann
wird durch den Vergleich das Schlechte in die
richtige Beleuchtung gesetzt. Das Kunstgewerbe
wird so erziehlich auf den Fabrik- und Massen-
betrieb wirken. Das kann man besonders auf
dieser Messe an der Batikmode erkennen. Was
wird jetzt nicht alles als Batik angeboten? Daß
bei Batik der Wert auch in der echten Technik
liegt, vermag der Laie ohne gute Vorbilder nicht
zu erkennen. Liegt aber ein echtes Batikstück
neben einem gedruckten, so wird sofort der
Unterschied offenbar. Vielleicht wird überhaupt
das Angebot echter und sogenannter Batiks
übertrieben, weil sie die bequemste Form bieten,
in dieser stofflosen Zeit markenfreie Stoffe zu
verschaffen. Daneben liegen vorzügliche Kissen
zur Schau, und die Berliner Künstlerinnen bieten
reizende Spiele, die sich auch zur Massenher-
stellung eignen, an. Leider wurde die Vitrinen-
puppe, unter der Pritzel Hand eine zarte Kost-
barkeit, Mode. In allen Ständen der Künstle-
rinnengruppen gibts nun mehr oder weniger
schöne solcher Puppen. Fragt man nach ihrer

Bestimmung, denn für Vitrinen eignen sie sich
nicht, dann bekommt man die Antwort: „Sie
sollen bunte Farbflecke im Zimmer darstellen."
Ich ziehe zu diesem Zweck Kissen vor. Berliner
und schlesische Künstlerinnen versuchen sich
auch auf dem Gebiete des Porzellans. Gerade
hierbei ist eine Warnung berechtigt. Unsere
Porzellanindustrie dürfte die künstlerichst ge-
leitete Großindustrie sein. Sie wirkt im Sinne
des Werkbunds mustergültig. Unsere Künstle-
rinnen werden hierin immer nur dilettieren;
denn kaum eine Technik bedarf so gediegener
Materialkenntnis wie Porzellan. Das zu Schau
gestellte verträgt daher kaum einen Vergleich
mit Musterabteilungen wie z. B. von Rosenthal-
Selb, wo ja auch vom Leiter bis zum Blumen-
maler Künstler tätig sind, aber Künstler, die
von Grund auf die Porzellantechnik beherrschen.

Glänzendes dagegen bietet in Töpfereien die
Froburger Tonindustrie unter Feuerriegel, und
sehr beachtenswert ist auch der Versuch der
sächsischen Kunstgewerbler, die Hausindustrie
der Holzschnitzer zu befruchten.

Gemalte Fenster sind zahlreich vertreten.
Diekünstlerischstensahenwirin derAusstellung,
 
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