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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 42.1918

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Corwegh, Robert: Kunstgewerbe auf der Leipziger Messe
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Jaumann, Anton: Mein Teppich
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https://doi.org/10.11588/diglit.7199#0077

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Kunstgewerbe auf der Leipziger Messe.

die die Münchener
Künstlerinnen ver-
anstaltete, von E.
Schultz-München. —
Leider krankt die
Kunst meist am Man-
gel an Geld gegen-
über der Industrie,
und so ist die Enge
der Abteile, welche
einegefälligeAuslage
der Gegenstände ver-
hindert, bei den mei-
sten Künstlerinnen-
Vereinen zu bekla-
gen, wenn z. B. nicht,
wie es in der Ab-
teilung der Wiener
Werkstätte muster-
gültig gescheh en ist,
durch günstige Auf-
stellung das Einzel-
stück hervorgehoben
wird. —Das Erschei-
nen des Kunstgewer-
bes auf der Leipziger
Messe ist mit Freude
zu begrüßen, nur emp-
fehlen wir den Verei-
nen, wenn sie sich
einmal zum Schritt
entschlossen haben,
mit dem Großbetrie-
be zu konkurrieren,
die Kosten für die
Ausstellung nicht zu
scheuen und alles auf-
zuwenden um auch
die Auslagen wirklich
künstlerisch zu ge-
stalten. — Vielleicht
entschließen sich die
Vereinigungen in ei-
nem Meßpalast ge-
nieinsam eine Anzahl
von Räumen zu be-
legen, wie es schon
einzelnelndustrien zu
tun begonnen haben.
Die Geschlossenheit
des Auftretens gibt
bei solchenVeranstal-
tungen größere Stoß-
kraft, und im Wett-
kampf mit der Industrie müssen die Vertreter der
Kunst sich auch der erprobten Mittel des Un-
ternehmertums einsichtsvoll bedienen. . . r. c.

früh - chinesische grab-figur. terra-cotta mit grün-
brauner u. gelber glasur. 6.-9. j ahrh. bes: hugo meyl.

MEIN TEPPICH.
Ich habe heute
in orientalischen Mär-
chenbüchern gelesen.
Das Land der Tep-
piche tauchte vor mir
auf. — Was ist uns
der Teppich und was
ist er dem Orienta-
len! — Nein, ich will
mir keinen Teppich
kaufen, der nur ei-
nen bestimmten Ab-
schnitt Wollgewebe
mit etwas Flächen-
kunst darstellt, auf
dem die Füße der
Dienstboten und der
Gäste gedankenlos
herschreiten. Ich sehe
in meinem Teppich
so etwas wie ein Fa-
milienmitglied , und
dazu wird er nicht
durch irgendein ta-
delloses aber auch
beziehungsloses Ate-
liermuster. Warum
soll ich mir nicht auch
Namenszüge hinein-
weben lassen und ei-
neWeltfrommer oder
heidnischer Symbole,
warum soll ich nicht
ein Blumenbeet da-
raus machen, das sich
huldigend einer ge-
liebten Frau zu Fü-
ßen legt? — Ganz
nebenbei: Davon
wird einst das Hand-
werk wieder aufle-
ben, daß wir persön-
liche Dinge um uns
haben wollen, keine
Marktware und Mil-
lionen-Artikel. Die
Hauptstücke unseres
Haushalts werden ge-
weiht sein durch ein-
gewebte Erinnerun-
gen und Beziehun-
gen, durch die Ge-
heimsprache der Fa-
milie. Hierfür ist die Maschine untauglich, nur
eine fühlende Hand wird die Arbeit schaffen,
die das fühlende Auge sucht... anton jaumann.
 
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