Inszenierung von -»Iphigenie aufTaurisn..
KGL. HOFTHEATER IN STUTTGART. BÜHNENBILD ZU »IPHIGENIE AUF TAURIS«
ten zu immer schmaler werdende Stufen zwi-
schen sich faßt. Diese wieder führen zu der
sehr schmalen und sehr hohen Öffnung, die
einzig das Rund der düstergrauen Tempel-
wände unterbricht.
Durch solchen Aufbau wurde in allen drei
Aufzügen die Monumentalität der Bildwirkung
in Einklang gebracht mit der Monumentalität
der Musik und der einfachen Größe der Hand-
lung. Die bewegte Gestalt des lebendigen Men-
schen hebt sich stets entweder von der voll-
kommenen Ruhe einer leeren Fläche (Rund-
horizont oder glatte Wand) oder von den star-
ren geometrischen Formen der Architektur, von
Senkrechten, Wagrechten und Schrägen. So
bleibt ihr stärkste Sichtbarkeit und Ausdrucks-
kraft verbürgt. Zugleich bestimmt die Architek-
tur den Stil der Bewegung, da die Treppen, Plätze
und Terrassen entweder gleichlaufend mit der
Bühnenvorderwand oder senkrecht zu ihr in die
Tiefe sich dehnen. Alles, was geschieht, ist in den
Formen des Raumes vorgebildet, der Gang
der Handlung hat den Grundriß und dieser wie-
der den Aufriß der die Bühne gliedernden archi-
tektonischen Anlage hervorgerufen und so kann
der Raum jederzeit zum sichtbaren Träger der
geistigen Stimmung werden, die diese Arie,
jener Chor oder dieser Zwiegesang ausströmt.
Ein paar Beispiele. Wenn sich der Vorhang
zum erstenmale hebt, erblickt man auf halbver-
dunkelter Bühne Iphigenie an der obersten
Terrasse, in die von Blitzen durchzuckte fin-
stere Ferne starrend: Wie sie so verloren in
der weiten, toten, kalten Architektur vor ein-
tönigem Grunde steht, ist ihre grenzenlose Ver-
lassenheit ganz Bild geworden. Wenn das ge-
fesselte Freundespaar neben den Altar getreten
ist, stehen die beiden Königssöhne gleich zwei
ragenden Pfeilern, so stolz, trotzig und unbeirrt,
in dem Gewühl der mit gekrümmten Rücken
sie umtanzenden Barbaren, die den ganzen
Raum mit ihren grotesken Tänzen und Triumph-
gebärden füllen — auch als Besiegte noch Für-
sten unter Sklaven. Die Erinnyen: Plötzlich,
KGL. HOFTHEATER IN STUTTGART. BÜHNENBILD ZU »IPHIGENIE AUF TAURIS«
ten zu immer schmaler werdende Stufen zwi-
schen sich faßt. Diese wieder führen zu der
sehr schmalen und sehr hohen Öffnung, die
einzig das Rund der düstergrauen Tempel-
wände unterbricht.
Durch solchen Aufbau wurde in allen drei
Aufzügen die Monumentalität der Bildwirkung
in Einklang gebracht mit der Monumentalität
der Musik und der einfachen Größe der Hand-
lung. Die bewegte Gestalt des lebendigen Men-
schen hebt sich stets entweder von der voll-
kommenen Ruhe einer leeren Fläche (Rund-
horizont oder glatte Wand) oder von den star-
ren geometrischen Formen der Architektur, von
Senkrechten, Wagrechten und Schrägen. So
bleibt ihr stärkste Sichtbarkeit und Ausdrucks-
kraft verbürgt. Zugleich bestimmt die Architek-
tur den Stil der Bewegung, da die Treppen, Plätze
und Terrassen entweder gleichlaufend mit der
Bühnenvorderwand oder senkrecht zu ihr in die
Tiefe sich dehnen. Alles, was geschieht, ist in den
Formen des Raumes vorgebildet, der Gang
der Handlung hat den Grundriß und dieser wie-
der den Aufriß der die Bühne gliedernden archi-
tektonischen Anlage hervorgerufen und so kann
der Raum jederzeit zum sichtbaren Träger der
geistigen Stimmung werden, die diese Arie,
jener Chor oder dieser Zwiegesang ausströmt.
Ein paar Beispiele. Wenn sich der Vorhang
zum erstenmale hebt, erblickt man auf halbver-
dunkelter Bühne Iphigenie an der obersten
Terrasse, in die von Blitzen durchzuckte fin-
stere Ferne starrend: Wie sie so verloren in
der weiten, toten, kalten Architektur vor ein-
tönigem Grunde steht, ist ihre grenzenlose Ver-
lassenheit ganz Bild geworden. Wenn das ge-
fesselte Freundespaar neben den Altar getreten
ist, stehen die beiden Königssöhne gleich zwei
ragenden Pfeilern, so stolz, trotzig und unbeirrt,
in dem Gewühl der mit gekrümmten Rücken
sie umtanzenden Barbaren, die den ganzen
Raum mit ihren grotesken Tänzen und Triumph-
gebärden füllen — auch als Besiegte noch Für-
sten unter Sklaven. Die Erinnyen: Plötzlich,