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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 42.1918

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Kurth, W.: Werke deutscher Künstler des 19. Jahrhunderts: Ausstellung bei Fritz Gurlitt - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7199#0100

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Werke deutscher Künsüer des ig. Jahrhunderts.

HANS THOMA—KARLSRUHE.

> STURM IM WIESENGRUN D «

der Kuh auf der Alm von Max J. Wagenbauer
ähnlich findet, während der Römling J. Chr.
Reinhardt, der mit einer Landschaft vertreten
ist, mit formal wohl abgewogenen Teilen seine
Natur baut. Als dann in der zweiten Hälfte
des Jahrhunderts durch Beeinflussung der immer
lebendig gebliebenen französischen Palette die
malerische Phantasie am Improvisieren mehr
Gefallen fand als am Studieren — besonders
in München im Gegensatz zu Berlin — konnte
Spitzweg mit neuen überraschenden Effekten
von Licht und Schatten, von Kalt und Warm
in der Farbe so spielen, daß in dem unfertigen
Bildchen „Boot im Sturm beim Mond" eben
jener glückliche Griff der Improvisation die
Untermalung reizvoller macht als die Ausfüh-
rung wohl je erreichen könnte. Immer mehr
erkennt man, daß neben dem französischen
Einfluß der englische das malerische Sehen be-
lebt hat und vielleicht objektiver angeleitet hat.
In den vielen höchst interessanten Studien, die
von dem Frankfurter Louis Eysen zu sehen
sind, erleben wir wie ein einfacher Geschmack
mit heiterer Naivität sich paart und in feinen

grauen zarten Tönen, die ein blondes Sonnen-
licht mild über die Dinge legen, sein eigent-
lichstes Ausdrucksmittel findet. Von jenen Ei-
genschaften des Improvisierens und geschmack-
vollen Ausgleichens hat die Berliner Generation
nichts erstrebt. Ein Stück Alt-Berlin von Eduard
Gärtner liegt in jenem klaren Licht, das dem
sachlichen Aufbau eines Motives getreulich,
wie ein Chronist, nachgeht. Und doch hat das
Bild eine Einheit, eine Zielbewußtheit und eine
Ökonomie in seinen bescheidenen Mitteln, die
in der späteren Entwicklung dieser Maler-
schule nur allzuoft verloren gingen.

Von den großen Namen ist Feuerbach mit
interessanten Werken vertreten. Besonders
ruft ein früheres Werk die „Pastorale" uns jene
Pariser Eindrücke zurück, wo Auffassung und
Formengebung einer koloristischen Dramatik
im Sinne Delacroix nachstreben, während eine
Felsenlandschaft sich schon den stilleren Rhyth-
men seiner römischen Jahre nähert. Und ein
römisches Mädchen mit Tamburin hat ihr Tem-
perament ganz dem strengen Willen dieses
größten Formensuchers unter den Deutschen
 
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