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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 42.1918

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Bredt, Ernst Wilhelm: Holzschnitte von Josef Weiss
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https://doi.org/10.11588/diglit.7199#0113

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JOSEF WEISS—MUNCHEN-PLANEGG.

HOLZSCHNITT »PER ASPERA AD ASTRAc

HOLZSCHNITTE VON JOSEF WEISS.

DES KÜNSTLERS WEG. Josef Weiß ist am
27. August 1894 in München geboren. Der
Sohn eines angesehenen Schneidermeisters, der
erst in München, dann seit einigen Jahren in
eigenem Häuschen in Planegg wohnt. Des
Künstlers Mutter hat als Gärtnerstochter Ver-
langen nach Blumen, Freude am gärtnerischen
Gestalten. Vorfahren von künstlerischer Natur
sind Josef Weiß nicht bekannt. In ihm aber
war künstlerische Neigung — ohne daß er sich
bei Tanten und Verwandten früh als Malgenie
offenbart hätte — offenbar von Kindheit an
wirksam. Der Vater will einen Beruf, der Aus-
kommen sichert. Weiß geht in die Ziselier-
werkstätte von Steinicken & Lohr. Sieht dort
viel Gutes. Eine Bleivergiftung führt zum Be-
rufswechsel. Er kommt in des Vaters Werk-
stätte, wird Schneider. Er scheint als solcher,
als seines Vaters Gehilfe, tüchtiges gelernt zu
haben. Doch das befriedigt ihn nicht. Väter-
liche Sorge und jugendlicher Drang geraten in
Streit. Ein Versuch durch musikalischen Unter-

richt den schneiderlichen Beruf zu würzen,
schlägt fehl. — Weiß kommt in eine der vielen
privaten Malschulen — in eine andere — sie
geben ihm nichts, nehmen ihm auch nichts durch
Zerstreuung, die dort mehr beliebt als Arbeit
und Ziel. Sein Drang weg vom stillen, gleich-
mäßigen Beruf des Schneiders, war nicht Lust
zur Zerstreuung, zu Abenteuern und Sensatio-
nen, war gerade das Verlangen das vorschwe-
bende Ziel festen Schrittes zu erreichen. Er
wird in die Königl. Kunstgewerbeschule in Mün-
chen aufgenommen, kommt in Ehmckes, des
Schriftkünstlers, Atelier. Ist fleißig beim Akt-
zeichnen, besonders beim Zeichnen nach be-
wegtem Modell. Noch mehr als in der Schule
arbeitet er für sich, in der stillen Mittagszeit,
in der er nicht heimfährt. Er arbeitet, sieht,
zeichnet, liest Klassisches. Tag und Nacht.
Zeichnet im zoologischen Garten, zeichnet Akt
nach sich selbst, sieht die Kunstsammlungen
ruhiger, intensiver, nach anderer Wahl an als
alle anderen. Er geht auch als Schüler seinen

Juni 191«. 3
 
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