Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 42.1918

DOI Artikel:
Duve, Helmuth: Neues Kopenhagener Porzellan
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.7199#0141

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KOPENHAGENER
PORZELLAN.
MODELL VON
THYLSTRUP.

NEUES KOPENHAGENER PORZELLAN.

Wohltuend empfindet es der Kunstfreund,
daß der allgewaltige Krieg weder auf die
Motive der Kopenhagener Porzellanerzeugnisse,
noch auf die Güte ihres Materials Einfluß ge-
wonnen hat; man findet vielmehr unter den
jüngsten Werken neue aus eigentümlicher deko-
rativer Anschauung geborene, mit feinsinnigstem
Geschmack ausgeführte Keramik, in der fried-
liche Träume vergangener Zeiten wieder leben-
dig werden. Die rühmlich bekannte „Kongelige
Porcelainsfabrik" rechtfertigt ihren guten Ruf
auch heute. Unter ihren Künstlern treten neuer-
dings der Idylliker Thylstrup sowie der Roman-
tiker Thomsen besonders hervor, jener mit aller-
liebsten Figürchen in grauem Porzellan, dieser
mit Motiven aus Andersens Märchen in Unter-
glasurarbeit. Hier bewundern wirdas Gebärden-
spiel des Lauschens bei dem Chinesenpaar der
Gruppe „Die Nachtigall", wo durch den an den
Mund gelegten Zeigefinger und die beschwörend
seitwärts gerichtete linke Hand gebieterisch
Schweigen gefordert wird und das Ohr des
Mannes, von der gewölbten Hand unterstützt,

ganz den beseligenden Tönen sich neigt, daran
sich berauschend. Thomsens Figürchen ist ent-
schieden Grazie eigen; die Lebhaftigkeit der
Formen wird von leicht hingesetzten Glanz-
lichtern noch wirksam erhöht. Wie köstlich wirkt
die weltbelächelnde Biedermeiergestalt (nach
Andersens Märchen „Der Schatten") mit der
unübertrefflichen Eleganz in Haltung und Klei-
dung und der gefühlvollen Geste der rechten
Hand! Weniger Leichtigkeit, dafür aber melo-
discher Schmelz in den Konturen, Naivität und
bedeutsame Ausdrucksfähigkeit im Physiogno-
mischen zeichnet Thylstrups graue Porzellan-
arbeiten aus („Braut", „Pierrette", „Mädchen
mitHirsch", „MädchenundMönch", „Fischende
Mönche"). Das Sinnlich-Besinnliche kommt bei
ihm ebenso beredt zum Ausdruck wie das Ewig-
Weibliche, Schüchterne dieser reizenden jung-
fräulichen Gestalten. Kultivierter Geschmack
entwickelte hier eine Ornamentik, die in Farben-
halbtönen die zartestenWirkungen hervorbringt.
— Durch seine Liebenswürdigkeit besticht das
Steinzeug Nordstrims und Kylms .... auf

XXI. Juni 1918. 6
 
Annotationen