Der große Wettbewerb für Kriegsanleihe-Plakate.
ein ii. preis
mark 2000.
karl sigrist-
stuttgart.
Zeichne*
Ausführung bestimmte, und auch untei denen
der folgenden Preise, der lobend erwähnten und
der in die engere Wahl gekommenen diejenigen
auswählte, die als bildliche Werbemittel zum
Erfolge der achten Kriegsanleihe beitrugen.
Die Zahl der Einsendungen betrug rund 1500,
von denen an 250 Entwürfe in die engere Wahl
kamen. Daß sich unter der Masse der Kitsch
breitmachte, daß sich viele in völligerVerkennung
der Bedingungen des Ausschreibens beteiligten,
daß der schlimmste Dilettantismus Orgien feierte,
muß bei einem derartigen allgemeinen Wett-
bewerb, bei dem noch die mit 20 000 Mark
ausgesetzte Preissumme einen Anreiz zur Be-
teiligung bildete, natürlich mit in Kauf genommen
werden. Das Wichtigste bleibt doch, daß das
künstlerische Ergebnis in mancher Hinsicht
äußerst beachtenswert gewesen ist. Wenn man
die im April bei Gurlitt veranstaltete Aus-
stellung des Wettbewerbes betrachtete, so
konnte man an vielen der 250 Entwürfe rechte
Freude haben, an anderen wieder feststellen,
wie schwer es doch fällt, einen Gedanken durch
die werbende Sprache des Plakatbildes zu ver-
mitteln, und zwar so, daß er anschaulich und
überzeugend wirkt und dabei, wie es in diesem
Falle nötig war, den rein geldlichen Zweck der
Kriegsanleihe hinter dem höheren sittlichen und
vaterländischen zurücktreten läßt. Trotzdem
waren die völlig mißglückten Lösungen ziemlich
spärlich; aber man fand neben künstlerisch
gelungenen Blättern, die nur kein wirksames
Plakat abgaben, andere, die einen guten Ge-
danken „verkünstelten". Umsomehr muß man
den Spruch des Preisgerichts loben, der die-
jenigen Leistungen herausfand, die gedanklich,
künstlerisch und werbemäßig einen guten Griff
bedeuteten und die sich in der Darstellung nicht
verzettelten.
Das ist in ganz hervorragender Weise bei
dem mit dem ersten Preis von 5000 Mark aus-
gezeichneten Plakat Ferdy Horrmeyers der
Fall. Ferdy Horrmeyer, der in Hannover wirkt
und als Mitglied der neugegründeten „Hanno-
verschen Sezession" auf deren ersten Ausstel-
lung mit drei Werken vertreten war, war in der
deutschen Plakatkunst bisher ein so gut wie
unbeschriebenes Blatt. Sein Plakat, der mit
dem Tuch umwundene Kriegerkopf, — an dem
Blut, das durch das Tuch dringt, mag sich
mancher stoßen — ist einfach und ergreifend,
in seinem straffen Ausdruck gefestigten Willens,
gleichsam des deutschen Volkscharakters — in
der malerischen Wirkung von (Fortsetzung s. 145)
ein ii. preis
mark 2000.
karl sigrist-
stuttgart.
Zeichne*
Ausführung bestimmte, und auch untei denen
der folgenden Preise, der lobend erwähnten und
der in die engere Wahl gekommenen diejenigen
auswählte, die als bildliche Werbemittel zum
Erfolge der achten Kriegsanleihe beitrugen.
Die Zahl der Einsendungen betrug rund 1500,
von denen an 250 Entwürfe in die engere Wahl
kamen. Daß sich unter der Masse der Kitsch
breitmachte, daß sich viele in völligerVerkennung
der Bedingungen des Ausschreibens beteiligten,
daß der schlimmste Dilettantismus Orgien feierte,
muß bei einem derartigen allgemeinen Wett-
bewerb, bei dem noch die mit 20 000 Mark
ausgesetzte Preissumme einen Anreiz zur Be-
teiligung bildete, natürlich mit in Kauf genommen
werden. Das Wichtigste bleibt doch, daß das
künstlerische Ergebnis in mancher Hinsicht
äußerst beachtenswert gewesen ist. Wenn man
die im April bei Gurlitt veranstaltete Aus-
stellung des Wettbewerbes betrachtete, so
konnte man an vielen der 250 Entwürfe rechte
Freude haben, an anderen wieder feststellen,
wie schwer es doch fällt, einen Gedanken durch
die werbende Sprache des Plakatbildes zu ver-
mitteln, und zwar so, daß er anschaulich und
überzeugend wirkt und dabei, wie es in diesem
Falle nötig war, den rein geldlichen Zweck der
Kriegsanleihe hinter dem höheren sittlichen und
vaterländischen zurücktreten läßt. Trotzdem
waren die völlig mißglückten Lösungen ziemlich
spärlich; aber man fand neben künstlerisch
gelungenen Blättern, die nur kein wirksames
Plakat abgaben, andere, die einen guten Ge-
danken „verkünstelten". Umsomehr muß man
den Spruch des Preisgerichts loben, der die-
jenigen Leistungen herausfand, die gedanklich,
künstlerisch und werbemäßig einen guten Griff
bedeuteten und die sich in der Darstellung nicht
verzettelten.
Das ist in ganz hervorragender Weise bei
dem mit dem ersten Preis von 5000 Mark aus-
gezeichneten Plakat Ferdy Horrmeyers der
Fall. Ferdy Horrmeyer, der in Hannover wirkt
und als Mitglied der neugegründeten „Hanno-
verschen Sezession" auf deren ersten Ausstel-
lung mit drei Werken vertreten war, war in der
deutschen Plakatkunst bisher ein so gut wie
unbeschriebenes Blatt. Sein Plakat, der mit
dem Tuch umwundene Kriegerkopf, — an dem
Blut, das durch das Tuch dringt, mag sich
mancher stoßen — ist einfach und ergreifend,
in seinem straffen Ausdruck gefestigten Willens,
gleichsam des deutschen Volkscharakters — in
der malerischen Wirkung von (Fortsetzung s. 145)