Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 42.1918

DOI Artikel:
Bendemann, Eduard von: Deutsche Kunst Darmstadt 1918
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.7199#0163

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
MARIA CASPAR-FILSER—MÜNCHEN. GEMÄLDE »FLORENTINER LANDSCHAFT«

DEUTSCHE KUNST DARMSTADT 1918.

Bei der diesjährigen Kunstausstellung auf der
„Mathildenhöhe" in Darmstadt, die einen
gedrängten, dafür aber um so klareren Über-
blick über fast das gesamte heutige Schaffen
in Deutschland gibt, erhebt sich ganz unwill-
kürlich die Frage: ist das Attribut „deutsch"
nur ein geographischer Begriff, bedeutet es nur
die durch den Krieg notwendig gewordene Be-
grenzung oder bildet sich durch die nun schon
Jahre währende Absperrung wieder eine na-
tionale Kunst heraus? Wir wissen wenig von
dem, was jenseits der Grenzen heute geschaffen
wird und ob dort eine ähnliche Entwicklung
vor sich geht; sicher ist, daß sich bei uns seit
den letzten Jahren eine merkliche Umwandlung
vollzieht, die schon vor dem Kriege begann,
sich aber jetzt immer deutlicher durchsetzt und
zweifellos zu einer nationalen Ausgestaltung
unserer Kunst führen muß. Es handelt sich da-
bei nicht nur um eine Modifizierung der Mal-
weisen, nicht allein um formale Probleme, son-

dern um eine fundamentale Wandlung in der
Auffassung vom inneren Gehalt der bildenden
Kunst. Es ist noch nicht allzu lange her, daß
idealistische Stoffe fast verpönt waren, daß
allein die rein malerischen Qualitäten, wie der
Impressionismus sie verstand, gelten gelassen
wurden. Heute sieht man wieder mehr auf den
Geist als auf die Methode und weiß, daß das
künstlerische Können nicht an eine bestimmte
Richtung gebunden ist, sondern daß viele Wege
zum Ziele führen, zur Vermittlung eines Erleb-
nisses, und daß je nach den Intentionen des
Künstlers auch die Formen verschieden sein
werden: entweder die Zeichnung mehr be-
tonend oder die Farbe, das eine Mal mehr na-
turalistisch , das andere Mal mehr stilisierend.
Vor allem aber wird auch das Gegenständliche
und Erzählende wieder als ein wichtiges Gebiet
auch der bildenden Kunst anerkannt. Darum
sehen wir auch heute die Münchner Idealisten
wieder mit anderen Augen an: Bilder wie

XXI. Juli 1918. 1
 
Annotationen