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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 42.1918

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Hausenstein, Wilhelm: Max Pechstein
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https://doi.org/10.11588/diglit.7199#0250

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Max Pechstein.

wuchs, das Akquisit des Impressionismus neuer-
dings zu befestigen beginnt, ist nur ein Beweis
mehr für den breiten Unterbau seiner Begabung.
Kontinuität und Tradition sind immer stärkere
Gründe als die Programmatik des Richtungs-
mäßigen. Pechstein zu einem Richtungsspezia-
listen machen heißt ihn einschränken. Er ist
ein Künstler in dieser Zeit. Das ist alles.

Für die konkrete Arbeit am Bilde gestaltet
sich die Frage seiner Berufenheit zur Kunst
technischer, aber darum nicht einfacher. Die
jüngere Malerei hat die spezifischen Möglich-
keiten der Öltechnik vollkommen preisgegeben.
Es ist nur logisch, daß sie darum nach anderen
Techniken ausgreift. Pechstein hat viel mit
Kaseüafarben gemalt und hat sich neuerdings
in der Glasfenstermalerei und im Glasmosaik
neue technische Unterlagen geschaffen. Die
schönen Glasfenster der Gurlittschen Wohnung
an der Potsdamerstraße in Berlin und die von
Heinersdorff sehr gut aufgeführten Glasmosaiken
im neuen Kunstsalon Gurlitt — bei denen man

nur bedauert, daß die Mosaiksteine in ihrem
grauen Putzgrund erscheinen, anstatt daß dem
Wesen des Mosaiks gemäß das ganze Feld mit
Steinchen durchgearbeitet wäre — ergeben das
Bild einer auffallenden Übereinstimmung zwi-
schen Technik und künstlerischer Formidee.
Es ist möglich, daß die jüngere Malerei sich
gerade in solchen Techniken vollenden müßte —
die sehr falsch eingeschätzt wären, wenn man
ihnen bloß einen oberflächlich aufgefaßten Wert
des Dekorativen zuspräche. Indes, es ist auch
die Perspektivegegeben, daß die jüngere Malerei,
von Führern wie Pechstein geleitet, den Reich-
tum der malerischen Überlieferungen über-
nehmen wird, der die besondere Leistung von
Jahrhunderten abendländischer Kunst geworden
ist. Auf keinem Feld ist der Begriff des Fort-
schritts eine so unerträglich banale Kategorie
wie in der Kunst. Der höchste Ruhm jedes
Künstlers ist es von jeher gewesen und wird
es immer sein, zur Einheit alles Schönen mit
Anstand einen Beitrag geliefert zu haben, w. h.

MAX PECHSTEIN BERLIN. »FRAGMENT EINES MOSAIKS«
♦ ♦ ausführung: puhl u. wagner, heinersdorff- berlin-RJXDORF. ♦+
 
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