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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 42.1918

DOI Artikel:
Graf, Oskar Maria: Künstlerische Buchgewandung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7199#0273

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Kündlerische Buchgewandung.

Der Einband für Th. Däublers: „Mit silberner
Sichel", der Heinrich Mannband und die Ge-
wandung eines Ehrensteinbuches wirken vor-
läuferisch in diesem Sinne. Hier fühlt man nicht
etwa einen bloß mehr in der Überlegung ver-
ankerten Stil willen, sondern einen natürlichen,
imhöchsten Grade sich selbständig auswirkenden
Stilinstinkt. Diese Gestaltungen leuchten auf
wie farbenflammende Traumgesichte, blitzhaft
die Wesenheit des Dichtwerkes aufdeckend, uns
hineinhebend in die seelische Artsphäre des
Dichters überhaupt. Die aus dem tiefsten Er-
leben emporwuchtende, fixierte Vorstellung
zeugt den reingeistigen Ausdruck. Es ist uns, als
träfen sich hierDichter und einfühlender Künstler
am Urquell alles Schaffens und aus solcher Ver-
schmelzung blüht eine einheitlich-harmonische
Gestaltung auf, verklärt und machtvoll durch
ihre visionäre Gewalt, keimsicheren Samen
ausstreuend auf fruchtheischenden Feldern. —

Bevor wir schließen, möchten wir nicht ver-
säumen noch einige Worte über die Herstellung
dieser Erzeugnisse einzuflechten, die dazu bei-
tragen dürften, denselben bei fernererEinwertung
etwas mehr Achtung angedeihen zu lassen. Die
Bände werden aus kais. Japan angefertigt, vom
Künstler handgemalt und mit verschiedenen
Farbenbädern zur jeweilig notwendigen Nuance
abgetönt. Bild- und Einbandfeld erhalten ihre
Konservierung durch ein eigenes, vom Künst-
ler jahrelang erprobtes Verfahren. Somit ist,
ausgenommen die eigentliche Buchbindung,
jeder einzelneBand Originalarbeit des Künstlers.

Manhat verschiedentlich die Ansicht geäußert,
daß durch die Fülle der Aufträge die Produk-
tionsmethode sich allmählich vermechanisiere
und dadurch das Ursprüngliche solchen Gestal-
tens beeinträchtige. Wenn nach unseren, eben
ausgeführten Darlegungen eine Rechtfertigung
noch nötig sein sollte, so dürfte die gewiß ebenso
zutreffende, wie bewiesene Entgegenstellung
hier wohl am Platze sein, daß gerade durch
diese Schaffensart das Unvergorene, Nochnicht-
f ertige sich von selbst abschleißt und einer desto
größeren Einfachheit und Ausdrücklichkeit zum
Sieg verhilft. An die Stelle des wahllosen Aus-
schöpfens tritt bei einem solchen Temperament,
wie Schrimpf es ist, die vertiefte Sachlichkeit
des Handwerks. Und eben dadurch erfüllt
solches Schaffen wieder die große Mission des
Kunstgewerbes überhaupt: es ebnet dem Geist
der Kunst die Wege ins Volk, wirdfruchtsegnende
Vorläuferin für einen einheitlichen Stil. —

Wie als Maler schon, so ist unsauchderKunst-
gewerbler Georg Schrimpf eine Hoffnung. —

Ein kaufmännisches Eingreifen für solche
Vorläuferschaft ist Pionierarbeit im besten Sinne
des Wortes. Ein schönes Beispiel davon gibt
uns der Kunstsalon H. Goltz-München mit
seinen Schrimpf sehen „ Künster-Goltzeinbän-
den", die den Hinweis verdienen.

Hier fühlt man echte Urteilsfähigkeit und
sicheren Geschmack wählend am Werke und so
bildet die Serie der Bücher eine wundervolle
Übersicht, wie ein blühendes Feld, das sich
dem aufnehmenden Auge bietet..........

GEORG SCHRIMPF-

MÜNCHEN.

>MITTE EINES

BUCHUMSCHLAGSc

XXI. August 1918. 7
 
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